Trittin verteidigt den „Veggie Day“

KLIMASCHUTZ Einmal im Monat einen fleischlosen Tag in den Betriebskantinen einlegen – Parteien hätten die Pflicht, auf diese Weise „für Themen zu sensibilisieren“, argumentiert der Spitzengrüne

BERLIN taz | „Es schärft das Bewusstsein und erweitert die Speisekarte, wenn wir in öffentlichen Kantinen einen Tag haben, an dem man sich fleischlos ernähren kann.“ Mit diesen Worten hat der bündnisgrüne Spitzenkandidat Jürgen Trittin in der Welt am Sonntag den „Veggie Day“ in Deutschlands Kantinen verteidigt – einen Tag in der Woche also, in dem die Betriebsküchen kein Fleisch anbieten. Politische Parteien hätten „geradezu die Pflicht, die Bürger auch auf diese Weise für solche Themen zu sensibilisieren“. Auf einem Planeten mit sieben Milliarden Menschen beträfe das eigene Essverhalten nicht nur mich selbst, „sondern unter anderem auch das Klima“.

Tatsächlich ist die Fleischproduktion in Deutschland im ersten Halbjahr weiter angestiegen – auf knapp 4 Millionen Tonnen. Wie das Statistische Bundesamt ermittelte, wurden binnen der ersten sechs Monate 29.190.200 Schweine in Deutschland geschlachtet – ein Plus von 1,2 Prozent. Damit steuert die Bundesrepublik auf einen neuen Jahresrekord zu – 8 Millionen Tonnen Fleisch.

Für den Klimaschutz ist die Rekordjagd eine schlechte Nachricht: Fleischkonsum ist für nahezu 70 Prozent der direkten Treibhausgasemissionen unserer Ernährung verantwortlich, rechnet eine Studie des WWF vor. Zehn Prozent aller Emissionen gehen hierzulande auf das Konto des Fleischkonsums, schreibt Studien-Autor Steffen Noleppa.

Besonders klimaschädlich ist der Rindfleischverzehr. Ein Rind produziert in seinem Pansen – einem der vier Wiederkäuermägen – jeden Tag 140 bis 600 Liter Methan. Alle 40 Sekunden entfährt dem Vieh ein Lüftchen oder ein Rülpser. Durch die Massentierhaltung ist die Herde der globalen Rindviecher zur weltgrößten Quelle von Methan geworden, einem 22-mal wirksameren Klimagift als Kohlendioxid.

Acht Millionen Tonnen Fleisch für 80,5 Millionen Deutsche – das sind fast 100 Kilogramm pro Kopf. Tatsächlich ist die wahre Menge größer: Etwa 8 Prozent der Bevölkerung lebt vegetarisch oder vegan. 1980 konsumierte der durchschnittliche Deutsche noch 30 Kilogramm Fleisch und Wurst. RENI