Urknall wird nachgestellt

LHC Die Experimente in Genf beginnen

Am kommenden Dienstag ist es so weit: Der Teilchenbeschleuniger LHC am Cern in Genf wird mit mehr als einjähriger Verspätung in die Experimentalphase übergehen. Nach wochenlangen Vorbereitungsarbeiten wollen die Ingenieure im Large Hadron Collider (LHC) erstmals Protonenstrahlen mit Geschwindigkeiten von jeweils 3,5 Tera-Elektronenvolt (TeV) aufeinanderprallen lassen.

„Wir stehen kurz davor, das Physikprogramm des LHC zu starten“, gab der zuständige Direktor der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern), Steve Myers, Anfang dieser Woche bekannt. Für die Teilchenforscher weltweit ist das angekündigte erste Experiment ein großes Ereignis. Niemals zuvor konnten in einem Teilchenbeschleuniger Proton-Proton-Kollisionen mit so hohen Energien durchgeführt werden. Die Forscher erhoffen sich durch die Experimente am LHC, dem weltweit größten Teilchenbeschleuniger, neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Universums. So hoffen die Forscher auch bisher noch unbekannte Elementarteilchen entdecken zu können. Das sogenannte Higgs-Boson etwa, das bislang nur in der Theorie existiert.

Die Forscher werden am Dienstag gespannt auf das Experiment starren. Noch sitzt bei vielen von ihnen die Enttäuschung tief, seit am 10. September 2008 der LHC schon kurz nach dem Start aufgrund einer schweren Panne im Kühlsystem wieder abgeschaltet wurde. 14 Monate dauerte die Reparatur.

Vor einer Woche erst hatte der LHC einen neuen Rekord aufgestellt. Es konnte erstmals ein Protonenstrahl auf 3,5 TeV beschleunigt werden. Wenn nächste Woche die beiden Strahlen mit einer aufsummierten Kollosionsenergie von 7 TeV aufeinanderprallen, wird das den bisherigen Rekord am Fermilab in Chicago um mehr als das 3fache übertreffen.

Die Experimente am LHC sind nicht unumstritten. Wiederholt hatten Gegner erfolglos versucht, den Teilchenbeschleuniger per Gerichtsbeschluss stillzulegen. Sie befürchten, dass die beim Zusammenprall der energiereichen Strahlen entstehenden Schwarzen Löcher die Welt zerstören können.

Seine volle Leistungsfähigkeit soll der LHC erst in zwei Jahren erreicht haben. Läuft alles nach Plan, werden dann die Protonen mit Geschwindigkeiten von 14 TeV durch die unterirdische Röhre schießen. (taz)