Der mit der Zunge

Er wird als zurückhaltender Mensch beschrieben – doch jetzt ist der Braunschweiger Unternehmer Friedrich Knapp außer sich. Er hat Ärger mit den Rolling Stones wegen einem Werbeplakat. Der Inhaber der Textilkette New Yorker wollte auf seinen Schlussverkauf aufmerksam machen. Das Problem: Seine Kreativabteilung nutzte als Aufmachung eine Zunge, die stark an das Logo der Rolling Stones erinnert, betitelte das Ganze mit „Wild Sale“.

Anwälte der Amsterdamer Firma Musidor, die das Markenportfolio der Stones verwaltet, klagten gegen das Unternehmen. Der Textilhändler musste seine 150.000 Euro teure Kampagne einstellen und die 3.000 Plakate wieder abhängen, berichtete die Bild-Zeitung. Eine Frechheit sei diese Aktion, sagte Knapp. „Die Zunge gehört nicht den Stones allein.“ Auch er habe seine Anwälte bereits eingeschaltet. Die kann er sich ohne weiteres leisten.

Knapp zählt zu den 500 reichsten Deutschen, sein Vermögen wird auf rund 600 Millionen geschätzt. Es ist nicht viel über den als medienscheu geltenden Knapp bekannt, nur soviel: Die Karriere des 62-Jährigen begann in Hannover. Knapp absolvierte dort eine Ausbildung in einem Kaufhaus, arbeitete anschließend bei einem Herrenausstatter. Dort wurde er bald zum Leiter der Filiale befördert.

Unterdessen eröffneten Tilmar Hansen und Michael Simon im Jahr 1971 ein Geschäft mit dem Namen Jeans-Shop in Flensburg, Knapp stieg fünf Jahre später als Partner ein. Heute zählt die Textilkette 968 Filialen in 38 Ländern. Verkauft wird „Young Fashion“ an den „modebewussten Trendsetter“.

Auch wenn die Mode billig ist: Als geizig gilt Knapp nicht. Anfang 2010 spendet er eine Million Euro für Erdbebenopfer in Haiti, wenige Monate später den selben Betrag für Flutopfer in Pakistan. Doch bei Anwälten, die sich an Gebühren „ordentlich bereichern wollen“, hört seine Spendenbereitschaft auf. Trotzig kommentiert er: „Ich lass mir von den Stones doch nicht meine Zunge verbieten.“  MIKE