Irans neue Ölbörse gefährdet Dollar nicht

Der Iran fordert die USA heraus: Das Land will eine Ölbörse gründen, die in Euro abrechnet. Bisher wird Öl nur in Dollar gehandelt. Die meisten Experten glauben, dass der Dollar Leitwährung bleibt – auch ohne militärische Intervention im Iran

VON HAUKE RITZ

Der Iran will eine Ölbörse eröffnen. Diese International Oil Bourse (IOB) soll erstmals in Euro abrechnen. Bisher wird Öl nur in Dollar gehandelt – an der Nymex in New York und der IPE in London. Iran würde mit seiner neuen Börse diese weltweite Dollardominanz brechen. Allerdings ist der Starttermin noch unklar. Ursprünglich sollte die Börse heute öffnen, doch hat die Iran Daily am 6. März mitgeteilt, dass sich dieser Termin auf April verschieben könnte.

Welche Folgen hätte die neue Ölbörse für den Dollar als Leitwährung? William R. Clark von der John Hopkins University prognostiziert in seinem jüngst erschienenen Buch „Petrodollar Warfare“, dass die US-Wirtschaft zusammenbrechen könnte. Zahlreiche Länder würden beginnen, die Devisenreserven ihrer Zentralbanken vom Dollar in Euro umzuschichten. Allein in Asien werden 2.600 Milliarden Dollar als Reservewährung gehalten. Der Wechsel zum Euro könnte zu enormen Kursverlusten beim Dollar führen, was eine panische und sich selbst verstärkende Flucht aus dem Dollar auslösen würde. Die USA könnten ihre enorme Verschuldung nicht länger finanzieren und würden in eine Wirtschaftskrise schlittern. Daher seien die USA bereit, den Dollar als Leitwährung mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Das iranische Atomprogramm diene nur als Vorwand, um Teheran von seinen Börsenplänen abzuhalten.

Diese Börsenpläne stammen von Chris Cook – der einstige Direktor der Londoner Ölbörse IPE hat die Iraner beim Aufbau ihrer Börse beraten. Er kann den Alarmismus von Clark nicht teilen: Der Ölhandel in Euro werde das derzeitige Finanzsystem nicht zum Einsturz bringen. Denn „was zählt, ist, in welchen Anlagewerten die Einnahmen investiert werden“, schrieb Cook in der Asian Times.

Anders ausgedrückt: Die USA können ihr gigantisches Leistungsbilanzdefizit finanzieren, weil weltweit Zentralbanken und private Anleger bereit sind, die US-Staatsanleihen zu kaufen. Sie werden durch das hohe Zinsniveau und das kräftige Wirtschaftswachstum in den USA angelockt.

Der Ölhandel in Dollar spielt bei diesen weltweiten Transaktionen hingegen keine große Rolle. Sowieso wird der Iran mit seiner Eurobörse die globalen Devisengeschäfte kaum stören können – exportiert das Land doch nur 2,2 Millionen Barrel Öl täglich, was einem Weltmarktanteil von 4,6 Prozent entspricht.

Der US-Wirtschaftshistoriker William Engdahl sieht voraus, dass verstärkte Euro-Transaktionen „schon bald in einer Sackgasse enden“ würden. Denn die „Grenze liegt bei der Europäischen Zentralbank (EZB)“, die rigoros versucht, die Staatsverschuldung der Euroländer zu begrenzen. Damit aber fehlt es an attraktiven Anlageformen für internationale Investoren. Wollte die EU ernsthaft die Hegemonie des Dollars brechen, so Engdahl, „müsste die EZB ihre Druckmaschinen anwerfen und Euros drucken, als ob alles egal sei“.