Präsident Bush hat eine Mission

Weltweit protestierten am Wochenende Menschen gegen den Irakkrieg. In Berlin kamen nicht mal tausend

„Ich frage mich, warum dasFriedensthema die Menschen nicht mehr auf die Straße treibt“

NEW YORK/LONDON/BERLIN afp/taz ■ Drei Jahre nach dem US-geführten Einmarsch in den Irak sind am Wochenende überall auf der Welt Demonstranten auf die Straße gegangen.

In New York forderten tausend Demonstranten den sofortigen Rückzug aus dem Irak. In Washington und Los Angeles protestierten ebenfalls jeweils tausend Menschen. In seiner wöchentlichen Rundfunkansprache sagte US-Präsident George W. Bush mit Blick auf den Irakkrieg, der Kampf gegen Terroristen mache die USA sicherer. „Wir werden diese Mission zu Ende bringen.“

In London demonstrierten nach Polizeiangaben 15.000, nach Organisatorenangaben bis zu 100.000 Menschen gegen die Invasion. Großbritannien hat im Irak 8.000 Soldaten stationiert. In Rom gingen zehntausende Menschen auf die Straße, in Istanbul protestierten 2.000 Menschen. Ebenfalls jeweils 2.000 Menschen demonstrierten in São Paulo in Brasilien sowie bei mehreren Veranstaltungen in Kanada gegen die Besatzung.

In Berlin beteiligten sich nach Polizeiangaben knapp tausend Menschen an einer Friedensdemonstration. Sie richtete sich nicht nur gegen den Krieg im Irak, sondern warnte auch vor einem möglichen Militärschlag gegen den Iran. „Die Bush-Regierung will diese erneute Eskalation“, meinte Peter Grottian, Professor an der Freien Universität Berlin. Der Verlauf der Verhandlungen mit dem Iran weise deutlich in diese Richtung. Grottian kritisiert insbesondere, dass Europa seinen Handlungsspielraum vorzeitig aufgegeben hat. Regionale Sicherheitskonferenzen, an denen Israel, Iran und Irak beteiligt sind, müssten einberufen werden.

„Enttäuschend“ nannten Vertreter des Deutschen Friedensrates und von Attac den mageren Zulauf. „Ich frage mich, warum das Friedensthema die Menschen nicht mehr auf die Straße treibt“, meint Peter Strotmann von Attac. Strotmann sieht die Idee des Pazifismus durch die deutschen Politiker demontiert. Denn dass nach und nach herauskäme, wie stark die deutsche Regierung doch in den Irakkrieg involviert war, lege bei vielen Leuten den Schluss nahe, dass die Politiker die Wähler eh hintergehen, egal wie stark die Prosteste sind. WAS