frauenlobby
: Spielerinnen gefordert

Frauen haben alle ökonomischen Argumente auf ihrer Seite: Die geplanten Kürzungen von CDU und FDP werden die gesamte Gesellschaft Millionen kosten. Geschlagene Frauen ohne Hilfe können nicht arbeiten, keine Kinder betreuen. Vernachlässigte Mädchen brechen Ausbildungen ab, sind zukünftige Hartz-Empfängerinnen. Frauen ohne Karriereförderung verharren in der Arbeitslosigkeit, zahlen keine Rente, keine Steuern. Die Sprache der Zahlen verstehen auch die SparerInnen in der CDU und FDP. Warum findet das Frauennetzwerk in NRW kein Gehör? Wieso sacken ausgerechnet Bauern, ein kleiner Teil der Bevölkerung, über die Landwirtschaftskammern Millionen ein?

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Die Frauenverbände in NRW haben keine Lobby, keine verlängerten Sprachrohre in die Politik. Mit dem Aus der rot-grünen Regierung wurden die letzten Verbindungen in den Landtag gekappt. In der neuen Regierung sitzen viele Neue, vor allem viele neue Männer, die den weiblichen Firlefanz loswerden wollen – oft aus Unkenntnis. Auch wenn die Speichellecker, die in die Ohren der Abgeordneten säuseln, unsympathisch sind: Ohne die Netzwerke in den Machtzentralen ist ein alleiniges Netzwerk der Frauen nicht erfolgreich.

Bislang können die Platzhirsche das Landesgeld wie es ihnen passt an ihre Geschlechtsgenossen verteilen. Mit absurden Folgen: Die Industrie- und Handelskammern sollen in Zukunft die Aufgaben der Beratungsstellen für Frauen übernehmen. Dabei haben die Kammern es bis heute nicht geschafft, die gesetzlich vorgesehene Gleichstellungsbeauftragte einzustellen, sie haben schlicht keine Ahnung. Der Plan wäre so, als würde ein Frauenkabinett beschließen, Männer zukünftig beim Frauenarzt zu therapieren. Das FrauenMädchenNetz sollte sich bis zu den entscheidenden Abstimmungen jedeN AbgeordneteN vorknöpfen. Denn leider ist es so: Nur wer mitspielt, kann die Spielregeln verändern.