Stromnetz zum Frühstück

ENERGIE Vattenfalls Deutschlandchef ist bei der IHK zu Gast und kritisiert Debatte über Volksentscheid

Die Tabletts mit den Wurstbrötchen sind fast leer, das wirtschaftspolitische Frühstück der Industrie- und Handelskammer (IHK) mit Vattenfalls Deutschlandchef Tuomo Hatakka am Mittwoch kurz vor seinem Ende. Da bringt der Moderator, IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder, etwas durcheinander. „Wir wünschen Vattenfall wie allen Bewerbern um das Stromnetz viel Glück bei der Konzessionsentscheidung am 3. November.“

Ein Versprecher, Eder kennt die Materie eigentlich: Am 3. 11. ruft der Energietisch zum Volksentscheid, deshalb hat die IHK diesmal Hatakka als Redner geladen. Denn der Energietisch will, dass Berlin Vattenfall Konkurrenz macht, mit einem Öko-Stadtwerk und einem landeseigenen Stromnetzbetreiber. Letzterer soll das Netz von Vattenfall übernehmen, muss sich dafür aber dem Wettbewerb stellen: Wer dem Finanzsenator 2014 das beste Angebot macht, darf das Netz betreiben. Darüber könne der Volksentscheid also gar nicht entscheiden, sagt Hatakka. „Und über die Gründung eines Stadtwerks muss er es nicht, das wollen doch eh alle Parteien.“

Zustimmendes Nicken unter den 200 Gästen aus Politik und Wirtschaft, darunter der energiepolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Er ist nicht gemeint, als Hatakka sagt: „Wir fühlen uns in Berlin ein bisschen allein gelassen.“

Schließlich genießt der Energietisch hier große Zustimmung und hat 230.000 Unterschriften gesammelt – außer der CDU versichern alle Parteien dem Bündnis ihre Zustimmung. Auch die SPD, von der sich Hatakka vor allem allein gelassen gefühlt. In Hamburg, wo ein Volksentscheid über die Bewerbung der Stadt um Strom-, Gas- und Fernwärmenetze ansteht, fahren die Genossen einen anderen Kurs: Sie sind gegen die Übernahme der Netze von Vattenfall und Eon. Hatakka hätte die SPD gern auch in Berlin auf seiner Seite.

Denn er weiß, dass die Volksentscheide sehr wohl etwas entscheiden werden: Die grundsätzliche Frage, ob öffentliche Hand und Bürger sich um mehr direkten Einfluss auf die Energieversorgung ihrer Städte bemühen werden. Deshalb spricht Hatakka kaum über den Klimakiller Kohle und viel über das Engagement Vattenfalls für die Energiewende. Der Sparkurs des Konzerns, der 1.500 Stellen in Deutschland kostet, sei im Kontext der ganzen Branche zu sehen – diese befinde derzeit sich in einer existenziellen Krise. Dramatisieren müsse man den Kurs aber nicht, sagt Hattaka: „Vattenfall wird in Berlin bleiben.“ SEPU