„Maserati-Harry“ will Unschuld beweisen

TREBERHILFE Exgeschäftsführer Harald Ehlert muss sich wegen Steuerhinterziehung verantworten

Vor Saal 220 im Berliner Landgericht herrscht dichtes Gedränge. Schon nach einer Stunde ist der erste Verhandlungstag beendet, als der Angeklagte Harald Ehlert vor die Tür tritt, wird er von der Presse umringt. Die Anklage lautet auf Steuerhinterziehung in 21 Fällen. Die Staatsanwaltschaft wirft Ehlert unvollständige und falsche Angaben sowie die private Dienstwagennutzung vor. Insgesamt soll er als Geschäftsführer und damaliger Miteigentümer der Treberhilfe mehr als eine halbe Million Euro Steuern hinterzogen haben.

Ehlert war 2010 wegen eines Maseratis als Dienstwagen und einem extrem hohen Jahresgehalt von über 300.000 Euro in die Schlagzeilen geraten. Das Sozialunternehmen Treberhilfe, das er selbst gegründet hatte, musste 2011 Insolvenz anmelden.

Während der Anklageverlesung saß Ehlert ruhig neben seinem Verteidiger. Manchmal stützte er den Kopf auf, machte sich Notizen. Ab und zu schüttelte er den Kopf, als könne er nicht glauben, was ihm vorgeworfen wird. „Ich werde mich im Laufe des Verfahrens äußern“, sagte er, bevor sein Anwalt eine Stellungnahme verlas: Ehlert bestreitet die Vorwürfe der Steuerhinterziehung in allen Fällen, die sich laut der Verteidigung allein auf 568.000 Euro belaufen. Seine Unschuld wolle Ehlert im Prozessverlauf beweisen. Das Verfahren belaste seinen Mandanten sehr, so Ehlerts Anwalt Valentin Babuska. Er zweifle die Neutralität der Zeugen an, sagte Babuska in Ehlerts Namen. Sein Mandant habe nie beabsichtigt, Steuern zu hinterziehen.

Ehlert sagt nach der Verhandlung, er habe sich „über Jahrzehnte massiv engagiert, um den sozialen Frieden der Stadt zu fördern“. Zu den Vorwürfen will er sich noch nicht äußern. „Sie dürfen nicht erwarten, dass ich Dinge öffentlich diskutiere, die ich noch nicht mit dem Gericht diskutiert habe“, sagt Ehlert. Die Frage, ob er wisse, wo der Maserati sich jetzt befinde, will er nicht beantworten. Dann stürmt er mit seinem Anwalt davon.

Indessen hat Sozialsenator Mario Czaja (CDU) Konsequenzen aus dem Geschehen um die Treberhilfe und ihren Geschäftsführer gezogen. So sollen bald anlassunabhängige Prüfungen von Sozialeinrichtungen möglich sein, sagte Czaja gestern im Inforadio. Er hoffe, dass ein entsprechender Rahmenvertrag, der diese Überprüfungen möglich machen werde, bundesweit noch Ende des Jahres zustande komme. Mit freien Trägern seien Transparenzgrundsätze vereinbart worden. HELENA WITTLICH