Hilfe für Papierlose

FLÜCHTLINGE Medizinisches Zentrum für Illegale soll im Sommer in Kieler eröffnet werden

Sie arbeiten auf Bauernhöfen oder versorgen alte Leute: Frauen und Männer, die sich illegal in Schleswig-Holstein aufhalten. Allein im nördlichsten Bundesland beträgt ihre Zahl einige Hundert. „Lange hat man gedacht, Menschen ohne Papiere lebten vor allem in den Großstädten“, sagt Johanna Boettcher vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, „aber es gibt sie auch auf dem Lande.“

Neben Ärger mit den Arbeitgebern und der Angst vor Entdeckung droht den Papierlosen als größtes Risiko, krank zu werden oder aus anderen Gründen, etwa wegen Schwangerschaft, medizinische Hilfe zu brauchen. Als Anlaufstelle soll daher in Kiel ein ehrenamtlich betriebenes „Medibüro“ entstehen, das die Betroffenen an Praxen weitervermittelt. Einige MedizinerInnen haben bereits zugesagt, unentgeltlich zu behandeln.

„Wenn Menschen aber schwer krank sind und lange Behandlung brauchen, wird das wegen der Kosten schwierig für die Ärzte“, weiß Boettcher. Grundsätzlich muss zwar jedem Kranken geholfen – und die notwendige Behandlung von den Sozialämtern bezahlt werden, doch galt bisher, dass im Gegenzug der Status offen gelegt werden musste, um die Betroffenen zügig abzuschieben, wenn ihr gesundheitlicher Zustand das erlaubt. Der Flüchtlingsrat und andere Organisationen fordern, dass die Sozialämter in Zukunft die Kosten übernehmen, ohne die Papierlosen an die Ausländerbehörden zu melden. Dazu sei ein Erlass des Sozialministeriums der erste Schritt. „Zurzeit gehen wegen der Meldepflicht viele Betroffene nur zum Arzt, wenn Lebensgefahr droht“, sagt Johanna Boettcher. „Glasklar“ sei jedenfalls, dass den MedizinerInnen keine Strafe droht, wenn sie Illegale behandeln, ohne sie zu melden: „Das ist juristisch geklärt.“

Die Eröffnung des „Medibüros“ wird vermutlich im Sommer stattfinden. Dann soll auch eine Studie des Diakonischen Werkes Schleswig-Holstein zur Lage Illegaler im Land zwischen den Meeren vorliegen. EST