Der Himmel als Mahnmal

EAST SIDE GALLERY Denkmalschutz missachtet? Bürgerinitiative zeigt Senatsverwaltung an

Der rote Kran am Spreeufer dreht sich langsam, die Baustelle wird um einen weiteren Stahlträger ergänzt. Das Erdgeschoss ist schon zu erkennen, aber der umstrittene Luxuswohnturm „Living Levels“ soll noch 13 Stockwerke höher werden. Für das Bündnis „East Side Gallery retten!“ sind das 13 zu viel: „Dieser Bau ist illegal“, sagt Robert Muschinski von der Initiative.

Das Bündnis hat deshalb die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angezeigt. Die Behörde habe im Bebauungsverfahren den Denkmalschutz missachtet, heißt es in der Begründung, weil die Gebäude die bestehenden Sichtachsen versperrten. „Wenn der geteilte Himmel nicht mehr sichtbar ist, dann ist die Trennung der Stadt nicht mehr nachzuvollziehen“, findet Muschinskis Mitstreiter Jordi Pérez. Er verweist auf die 60 Meter Höhe des geplanten Wohnturms: „Wie soll ich meinen Kindern erklären, was die Grenze war, wenn direkt dahinter ein Haus steht?“

Die Aktivisten wünschen sich einen anderen Standort für die Bauherren am Spreeufer. Für ihre Forderung hat die Initiative über 90.000 Unterschriften gesammelt, die sie dem Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) übergeben wollen.

Aber damit nicht genug: Auch Beschädigungen an den historischen Mauerteilen will die Initiative festgestellt haben. Sie fordert deshalb einen sofortigen Baustopp. „Wenn wir jetzt noch einlenken, ist der Schaden für Berlin geringer“, glaubt Muschinski, „schließlich wird die East Side Gallery auch als Touristenziel entwertet.“

Für den „Tag des offenen Denkmals“ an diesem Sonntag planen Künstler die Verhüllung des Mauerabschnitts. Damit wollen sie illustrieren, wie es wäre, wenn es die Galerie nicht mehr gäbe. CEM GÜLER