Geld wird verbrannt

Müllverbrennungsanlage Herten kommt kommunalen Entsorger AGR viel teurer. Doch bauen will der trotzdem

ESSEN taz ■ Trotz gestiegener Kosten ist die Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) entschlossen, in Herten die neue Müllverbrennungsanlage zu bauen. Heute soll der Vorstand des Regionalverbandes Ruhr seiner Mülltochter grünes Licht für das 160-Millionen-Projekt „RZR II“ geben. Für die Geschäftsführung des größten öffentlichen Entsorgers in NRW steht damit die Finanzierung der Großanlage. Die Probleme (taz berichtete) seien vom Tisch.

Laut einem der taz vorliegenden vertraulichen Papier stellt die Landesbank Baden-Württemberg einen Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro bereit. Die Stadtwerke Herten wollen 15 Millionen Euro zuschießen, die AGR 44 Millionen Euro – an Vorleistungen brachte sie bereits elf Millionen Euro auf. Für den kommunalen Müllkonzern wird die Anlage teurer: Statt avisierten 25 Millionen Euro muss etwa das doppelte investiert werden. Zudem hat sich die Landesbank Sicherheiten und Mitsprache geben lassen: Die AGR dürfte nur mit Bankzustimmung verkauft werden, knapp 30 Millionen Euro sollen in einem Wertpapierdepot verpfändet werden.

Zu günstigen Prognosen kommt das Finanzierungskonzept bei den Barmitteln des Konzerns: „Aufgrund eines hohen antizipierten Mittelabflusses“ sollen die nach dem Bau noch 29 Millionen Euro betragen. Nach Eigenangaben muss die AGR rund 360 Millionen Euro für die Müllkippensanierung im Revier bereithalten. Bislang ist diese Summe zurückgestellt worden. Offenbar will das Unternehmen das Kapital über verschachtelte Tochterunternehmen für den Müllofenbau flüssig machen. Aufklärung über die Herkunft der für das Bauprojekt eingesetzten AGR-Mittel könnte ein Konzernabschluss bringen – doch bis heute liegt nicht einmal der Jahresabschluss für 2004 vor. DAVID SCHRAVEN