Der Duft von Bratwurst

DEMO I Der DGB ruft zum Aktionstag „Flagge zeigen für den Politikwechsel“ auf – und die Flagge ist rot

AUS FRANKFURT AM MAIN ARNO FRANK

Tja. In Frankfurt am Main hat der DGB einen „gewerkschaftlichen Aktionstag“ organisiert. Was soll das? Wer würde sich davon hinterm Ofen hervorlocken lassen? Immerhin, von diesem goldenen Samstag im September werden schöne Eindrücke bleiben. Es gab einen Marsch zur Europäischen Zentralbank und auf den Römerberg, das historische Zentrum der Stadt, wo unter blauem Himmel und vor Fachwerk und Staffelgiebeln die Abschlusskundgebung über die Bühne ging.

Gekommen waren überwiegend Rentner und eher wenige Jugendliche, meist modisch vermummte Studenten von der IG Metall mit T-Shirts mit dem Aufdruck „Revolution Bildung“. Da waren Veteranen geschlagener Schlachten, vollbartvermummt und mit Schiebermützen mit rotem Stern vornedran. Ein älterer Herr, in die Fahne von Kuba gehüllt und im Gespräch mit Leuten, die das nicht so gut finden. Transparente, Luftballons, Spielgeld, Bierbänke, Baldachine, Trillerpfeifen, Selbstgedrehte, der Duft von Bratwurst und Geschnetzeltem.

Das Motto lautete „Flagge zeigen für den Politikwechsel“, und diese Flagge war rot. Auf der Bühne kündigte ein smarter Mensch mit hochgekrempelten Ärmeln ein arbeitskämpferisches Urviech nach dem anderen an. So auch Armin Schild, „Bezirksleiter Mitte“ der IG Metall. Mit angriffslustig gesenktem Kopf bebellte er den Platz mit den bekannten Forderungen. Gute Arbeit! Soziales Europa! Sichere Rente! Gesundheit! „Wir sind die, die in die bunten Schachteln hineinschauen!“, griff er eine Metapher von Peer Steinbrück auf. Brav brüllte er, eine Wahlempfehlung werde es nicht geben, um dann doch die strukturelle linke Mehrheit im Lande zu beschwören. Mit den Händen zu greifen war die Sehnsucht, „nach der Wahl“ könnte sich diese Linke doch noch zusammenraufen, man werde schon sehen. „Jawoll!“-Rufe von den Bierbänken, gepfiffener Applaus, Tusch.

In den Redepausen spielte eine solide Reggae-Band beflissene Protestklassiker runter, etwa von Klaus dem Geiger: „Nein, wir woll’n nicht eure Welt, wir woll’n nicht eure Macht, wir woll’n nicht euer Geld“, wobei gegen ein wenig Macht doch nichts einzuwenden wäre. Hinterher spricht die Gewerkschaft im Überschwang von 5.000, die Polizei schon nüchterner von nur 2.000 Teilnehmern. Vielleicht war die Konkurrenz zu stark.

Direkt nebenan, am Mainufer, lockte das Technische Hilfswerk (THW) mit einer spektakulären Katastrophenschutzübung. Auch eine schöne Metapher.