IM SPIELKINDPARADIES
: Raus aus Afghanistan!

Banaler Plastikball mit Glitterflitter drin

Es war kein herkömmlicher Spielzeugladen. „Onkel Philipps Spielzeugwerkstatt“ ist auf den ersten Blick eher eine Spielzeughölle. Ein Ort, der einem zur Begrüßung entgegenquillt: Auf dem Boden, an den Wänden, an der Decke tummeln sich Teddybären, Brettspiele, alte DDR-Bauklötze und brandneue Essknete („War auf der letzten Messe der Renner!“). Kreisel mit einem ganzen Dorf im Bauch und blinkende Flugzeuge im Sinkflug überschwemmen den Raum und sorgen für eine optische und emotionale Überforderung. Wo, zum Teufel, bloß anfangen mit dem Staunen und Befingern? Ein Paradies für Spielkinder, kleine und große.

„Herzlich willkommen, warste schon mal hier?“, fragt „Onkel Hans“, Mitte 30, der mit grüner Wollmütze und Hornbrille auch als verpeilter DJ durchgehen könnte. Er führt durch das Sammelsurium und lacht sich scheckig aus reiner Freude am Dasein. Zum Beispiel als er einem kleinen Jungen einen ferngesteuerten Hubschrauber vorführt. Eine Militärvariante, in Kacktarnfarben. Aber mit einem Peace-Zeichen drauf. „Ham wa selbst anjeklebt!“, kichert Onkel Hans. „Und schau mal, watt wa druffjeschrieben haben: Raus aus Afghanistan!“ Mir drückt er eine durchsichtige Schneekugel in die Hand und sagt: „Schau mal, ich glaub, dit ist wat für dich.“ Ein Flummi! Der Gummiball springt an mir hoch und fängt an, wie eine Discokugel zu blinken und die Schneeflocken tanzen zu lassen. Ich fühle mich wie 10 beim Hüpfgummi, wenn ich bei „Seite-Seite-Mitte-Breite“ die Hüfthöhe geschafft habe. „Würd ich im Sommer abends mit in den Park nehmen, sieht super aus!“ Ich strahle.

Zu Hause sieht die Schneekugel aus wie ein banaler Plastikball mit Glitterflitter drin. Ich nehme mir vor, im Sommer in den Park mit den meisten Kindern zu gehen. Da fällt es nicht auf, wenn ich selbst eins bin.

MIRIAM JANKE