Kampagne gegen Kinokrise

Filmtheater verkaufen so wenig Tickets wie seit Jahren nicht mehr. Das soll sich ändern

Mit einer 1,2 Millionen Euro teuren Werbekampagne wollen die deutschen Kinobetreiber und Verleiher wieder mehr Menschen ins Kino locken. Unter dem Motto „Kino – Dafür werden Filme gemacht“ sollen zwei Spots sowie verschiedene Plakate „die Einmaligkeit des Kinobesuchs wieder ins Bewusstsein rufen“, sagt Jan Oesterlin, Geschäftsführer der Zukunft Kino Marketing GmbH, die die Kampagne betreut.

Dass die Filmwirtschaft gerade jetzt vermehrt für die Lichtspieltheater Werbung macht, ist nicht verwunderlich. Denn die kürzlich von der Filmförderungsanstalt veröffentlichten Besucherzahlen für das Jahr 2005 zeigen einen erneuten Negativrekord. Nur gut 127 Millionen Karten und damit fast 30 Millionen (18,8 Prozent) weniger als noch 2004 wurden an der Kinokasse verkauft. Das ist das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren. Entsprechend sank 2005 der Umsatz gegenüber 2004 um 148 Millionen Euro (16,6 Prozent) auf knapp 745 Millionen Euro. Auch eine durchschnittliche Preiserhöhung pro Kinoticket um 15 Cent in 2005 konnte am Umsatzminus nicht viel ändern.

Um den negativen Trend zu stoppen, setzen die Werbestrategen von der Hamburger Agentur „Zum goldenen Hirschen“ mit der Kampagne nun auf „Emotionen“ und „Anspruch“. Das allerdings in zwei unterschiedlichen Spots: Während unter dem Titel „Happy End“ das Mainstream-Publikum in den großen Lichtspieltempeln wie Cineplex angesprochen werden soll, zeigen die Programm- und Kommunalkinos ihrer „anspruchsvolleren“ Klientel den Spot „Kopflos“.

In „Happy-End“ wird der Kinogang als großes Erlebnis inszeniert: knutschende Pärchen, weinende Rocker, strahlende Kinderaugen. „Kopflos“ und schwar-weiß sind indes nur die Leute, die sich im zweiten Spot außerhalb der Programmkinos befinden. Drinnen ist alles bunt, und die Kinogänger haben auch wieder ein Gesicht.

Es ist aber nicht geplant, Besucher vom Cineplex auch mal ins kleine Kino um die Ecke zu locken oder umgekehrt, um so für alle Häuser ein breiteres Publikum zu erreichen. „Die Filme haben eher bestärkenden Charakter und wollen mitteilen: Schön, dass ihr da seid“, sagt Oesterlin.

Gerade DVD- und Fernsehguckern will man das Kino als den einzig richtigen Ort für Filme näher bringen. Denn, so Cornelia Klauß vom Bundesverband kommunale Filmarbeit: „Eine Kunstpostkarte ist ja auch kein Gemälde.“ Ausgestrahlt werden die Spots daher nicht nur in den meisten der 4.889 Kinosäle in Deutschland sondern auch im Fernsehen.

BERNHARD ROHKEMPER