Todesstrafe für die vier Vergewaltiger

INDIEN Urteil des Sondergerichts neun Monate nach der Tat

DELHI taz | Knapp neun Monate nach dem tödlichen Angriff auf eine Studentin in Indiens Hauptstadt Delhi hat ein Sondergericht am Freitag die vier volljährigen Angeklagten wegen Vergewaltigung und Mord zum Tode verurteilt. Die Männer wurden für schuldig befunden, die junge Frau im Dezember in einem Bus entführt und so schwer misshandelt zu haben, dass sie an ihren Verletzungen starb.

Nach Bekanntwerden der Todesurteile brachen die zahlreichen Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude in Jubel aus. Auch die Mutter des Opfer zeigte sich zufrieden. „Ich danke dem Gericht, den Medien und der Polizei. Heute ist meiner Tochter Gerechtigkeit widerfahren“, sagte sie dem Sender CNN-IBN. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig. Die Anwälte der Täter wollen in Berufung gehen.

Ende August hatte ein Jugendgericht einen minderjährigen Tatbeteiligten zu drei Jahren Arrest verurteilt. Der mutmaßliche Haupttäter war im März erhängt in seiner Zelle gefunden worden.

Indische Frauenrechtlerinnen kritisierten die Todesurteile. „Die Todesstrafe ist unmenschlich und keine Antwort auf Verbrechen, wir lehnen sie strikt ab“, erklärte Nandini Rao vom Bürgerkollektiv gegen sexuelle Gewalt. „Auch potenzielle Täter werden so nicht abgeschreckt.“ 2004 wurde in Indien zuletzt ein Todesurteil wegen Vergewaltigung und Mord vollstreckt. Laut Statistik ist die Zahl der sexuellen Übergriffe auf Frauen seitdem gestiegen.

Auch Tara Rao von Amnesty International findet nicht das Strafmaß entscheidend, sondern ein konsequentes Anwenden der Gesetze. „Die Regierung muss mehr dafür tun, dass Verbrechen von der Polizei verfolgt werden“, sagte sie. STEFAN MENTSCHEL