„Singen auch Brot und Rosen“

POLITISCHE MUSIK Die streikerprobten „Verdikanten“ singen heute bei einer Lyrik-Lesung bei Leuwer

■ ist als Musikpädagogin und Entertainerin in Bremen aktiv.

taz: Frau Schrenk, Sie treten mit den „Verdikanten“ heute bei der Lesung von Rudolph Bauers „Flugschriftengedichten“ auf. Als Gewerkschafts-Chor?

Susanne Schrenk: Unser Themenspektrum ist nicht auf das gewerkschaftliche Engagement eingegrenzt. Wir beschäftigen uns viel mit Anti-AKW, Antirassismus und Antikriegsthemen. Insofern passt das sehr gut zu Rudolphs Texten, die sich ja unter anderem mit der Finanzierung weltweiter Kriege durch deutsche Rüstungsfirmen befassen. Zudem haben seine Gedichte oft einen spannenden Rhythmus, der mich als Musikerin interessiert.

Ihre Verdikanten liefern der Gewerkschaft endlich eine Rechtfertigung dafür, dass sie sich den berühmten Komponistennamen als Abkürzung gekapert hat. Aber singen Sie denn auch den Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“?

Der ist noch ein bisschen zu schwierig für uns – und wir wollen ja ausdrücklich niemanden durch zu hohe musikalische Hürden ausschließen. Von herkömmlichen DGB-Songgruppen unterscheiden wir uns aber insofern, als wir die meisten Texte und Melodien selber machen. Dadurch haben wir ein sehr zeitgenössisches Repertoire. Wir singen zwar auch mal Gewerkschafts-Klassiker wie „Brot und Rosen“. Aber im Vordergrund stehen eigene Programme, etwa zum Thema Mindestlohn.

Sie haben sich vor sieben Jahren bei einem Streik des öffentlichen Dienstes zusammen gefunden, vorrangig mit Leuten aus dem Kita-Bereich. Ist Ihr Chor frauenlastig?

Leider trauen sich die meisten Männer in der Tat noch nicht. Wir sind 20 Frauen und ein Mann – was ziemlich genau dem Genderschlüssel beim Kitapersonal entspricht.

Interview: HENNING BLEYL

Lesung mit Musik: 19.30 Uhr, Buchhandlung Leuwer, Am Wall 171