LESERINNENBRIEFE
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Risikoreiche Technologien

■ betr.: „Sieg für Umweltschützer, Niederlage fürs Klima“, taz vom 13. 9. 13

Das Anliegen des PIK, den Klimawandel zu begrenzen, ist aller Ehren wert – nur leider setzen die Forscher von jeher auf den Irrweg CCS-Technologie. Dabei werden vor allem drei Aspekte ausgeblendet:

1. Wer auf teure Entwicklung und Einsatz von CCS setzt, wird die globale Kohleverstromung vorantreiben und damit das Weltklima weiter anheizen, denn 2. müsste wegen des energieintensiven CCS-Verfahrens für den gleichen Energieoutput noch mehr Kohle verbrannt werden, zudem könnte auch nicht alles CO2 aufgefangen werden, und daher würden die Emissionen der Kohlemeiler trotz CCS viel zu hoch bleiben. Und 3. erscheint es aus geologischer Sicht nicht wahrscheinlich, dass CO2 dauerhaft unter der Erde zu lagern ist. Entweicht es, ist aber für das Klima nichts gewonnen. Deutlich dagegen ist die Gefahr, dass die unterirdische Verpressung die Grundwasservorkommen weiträumig gefährden kann. Statt risikoreicher Technologien muss endlich der Weg der Energiewende und der Energieeinsparung gegangen werden. TINA LÖFFELSEND, Referentin für Energie- und Klimapolitik, BUND

Es geht viel einfacher

■ betr.: „Sieg für Umweltschützer …“, taz vom 13. 9. 13

Was soll diese alberne Kommentierung der korrekten CCS-Niederlage? Hier wird in unverantwortlicher Weise für eine riskante Technologie plädiert, die mit Sicherheit keine Lösung für die CO2-Problematik darstellt. Es geht viel einfacher, zum Beispiel Geschwindigkeitsbegrenzung – auf Autobahn 100, Bundesstraßen 80, innerorts 30 Stundenkilometer … da wird immens eingespart mit Super-Nebenwirkungen! Da traut sich aber keiner ran! Das ist der gleiche Wahnsinn wie mit der Atomkraft: Man produziert fleißig weiter Atommüll, ohne zu wissen, wohin damit … oder man hilft Präsident Assad bei der Entsorgung von Giftgas, statt ihm dieses Zeug nicht zu liefern bzw. die Produktion weltweit zu ächten. RONALD HÖNIG, Freiburg

Beispiele, die erschrecken

■ betr.: „Die Tiefwurzlerin“, taz vom 14. 9. 13

Frau Aigner als Tiefwurzlerin zu bezeichnen und einen so naiv netten Artikel über Ilse von neben an daraus zu machen, finde ich unprofessionell. Da fehlt mir jegliche Recherche. Frau Aigner vertritt mit einer Mischung aus (gespielter?) Naivität und Zynismus, dass es okay ist, die Landwirtschaft in Afrika mit Billigexporten kaputt zu machen. „Tiefwurzelndes“ Zitat zum Thema „Ich finde es besser, Nahrungsmittel in Länder zu exportieren, wo sie gebraucht werden, anstatt sie wegzuwerfen.“ (www.zeit.de/2013/20/interview-duve-aigner). Zugleich ist sie bei Themen, die eher zur Allgemeinbildung als zu Spezialwissen zählen, in ihrem Ressortbereich überfordert und behauptet beispielsweise, Milch von Kühen, die nur Heu fressen, enthalte keine Laktose. Tiefwurzelndes Wissen. Beide Beispiele haben mich ziemlich erschreckt, was die Tiefe von Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein der Ministerin betrifft.

SILKE KARCHER, Berlin

Gründe, nicht die CSU zu wählen

■ betr.: „Die Pforte zum Paradies“, taz vom 16. 3. 13

„In Bayern gibt es kaum Gründe, eine andere Partei als die CSU zu wählen.“ Das ist, mit Verlaub, vordemokratischer Blödsinn.

50 Prozent der Bayern haben nicht CSU gewählt, bei Berücksichtigung der Nichtwähler noch viel mehr nicht. Ein paar Gründe, nicht CSU zu wählen, hat Marlene Halser selbst gefunden, aber leider traut sie sich selber nicht, sondern lieber der CSU-Wahlkampfabteilung. Andere Gründe (Landesbank, Mollath, Kinderarmut, Massentierhaltung, Raubbau durch die Landschaft, Zwistigkeiten an der Spitze – kleine Auswahl) scheinen ihr egal zu sein, Hauptsache, die Wirtschaft brummt. Wenn das in einem taz-Text die Hauptmotivation sein soll, eine über ein halbes Jahrhundert regierende Partei immer weiter zu wählen und alles, was andere besser könnten, in der taz hinten runterfällt, dann kann ich auch den „Hinterhuglhapfinger Anzeiger“ lesen. Übrigens war es das zweitschlechteste CSU-Ergebnis seit 1970. MICHAEL STILLER, München

Undifferenzierte Reduzierung

■ betr.: „Die Pforte zum Paradies“, taz vom 16. 3. 13

Eine solche undifferenzierte Reduzierung von Lebensqualität auf Durchschnittslohn und Arbeitslosenzahl gehört für mich nicht zu einer kritischen Tageszeitung. Ich rate daher der taz, und vor allem Frau Halser, sich ernsthaft mit Bayern zu beschäftigen. Kapitalgesteuerte Lokalblätter gibt’s leider genug im „Freistaat“.

MARKUS FERNSEBNER, Siegsdorf

Selbstherrlich und machtbesoffen

■ betr.: „Sieg durch Anpassung“, taz vom 16. 9. 13

Jetzt werden die ohnehin schon selbstherrlichen und machtbesoffenen CSUler noch selbstherrlicher und machtbesoffener. Der Großteil der bayerischen Wähler scheint endlose Affären und Skandale, die ganze Bibliotheken füllen könnten, für höchst anerkennenswerte Leistungen zu halten. Man kann sich nur an den Kopf fassen.

MARTIN MAHADEVAN, Berlin