KURZKRITIK: SCHIMMERNDER DUNST IN COBY COUNTY
: Steht ein Pferd aufm Flur

Es schimmert tatsächlich. Die Bühne von Evi Bauer ist übersät mit Glitzer, und sonst leer. Drauf choreografiert Felix Rothenhäusler die Gesellschaft von Coby County, immer in Bewegung, nirgends am Ziel, und allenfalls Literaturagent Wim, der an den Texten seiner Jungautoren gern „diese Wucht“ lobt, macht etwas durch, was über die Suche nach den besten Croissants der Stadt hinausgeht: Das Ende einer Liebe.

Ein Sanssouci: Niemand muss in Coby County darben, die Bevölkerung arbeitet geschlossen in der Kreativwirtschaft, und gegebenenfalls greift halt ein Grundeinkommen. Nur manchmal drohen die Sorgen und Nöte, sich nach Coby County hereinzustehlen wie der Frühlingssturm. Was als eher notdürftig kaschierte Langeweile aufscheint, überträgt sich leider aufs Publikum. Ein bisschen zäh werden einem eineinhalb Stunden in diesem Lala-Land. Zum Glück gibt es Perücken (Kostüme: Anja Sohre) und tolle Schauspieler. Siegfried W. Maschek zum Beispiel, mal als dauergrinsend berufsjugendlicher Lebensgefährte von Wims Mutter, mal als Bürgermeisterkandidat im Loriot-Stil. Oder Johannes Kühn, mal als Frank, „früher Teil einer erfolgreichen Pariser Band“, der sich ein Einhorn als „ironische Tätowierung“ auf den Unterarm stechen ließ, mal als junger Autor und alleinerziehender Vater, mal als „unter den Armen verschwitzter Urlauber“.

Und ein echtes Pferd, Pardon: Einhorn sorgt auch für ein bisschen Erheiterung. Was es indes soll – fraglich. Was symptomatisch für den ganzen Abend ist, dem es nicht gelingt, die Eleganz der Romanvorlage in ein schlüssiges Bühnenkonzept zu überführen, dem Leif Randts Milieustudie zur akademischen Trockenübung gerät.  ASL

Kleines Haus, 21. & 27. 9., 20 Uhr