Trauung nein, Segnung ja

HOMOSEXUELLE

Glocken läuten, Taschentücher werden gezückt, das Paar strahlt und küsst sich vor dem Altar – hat ja was, so eine Hochzeit. Findet auch die Kirche, die das Monopol auf die feierliche Trauung hält.

Solange Männlein und Weiblein sich vor Gott verbinden wollen, ist alles gut, schwer tut sich die Kirche aber, wenn Mann und Mann oder Frau und Frau um die festliche Feier im Gotteshaus bitten. Während für die Katholiken eine Zeremonie für Schwule und Lesben gar kein Thema ist, debattiert die evangelische Kirche immerhin.

Anfang der Woche erklärte Landesbischof Ralf Meister, seine hannoversche Landeskirche werde eine Liturgie für „Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare mit eingetragener Lebenspartnerschaft“ entwickeln. Die Zeremonie werde sich aber von der klassischen Trauung unterscheiden, die gemischtgeschlechtlichen Paaren vorbehalten bleibt.

Damit positioniert sich eine weitere Landeskirche in einer Debatte, die seit August in der evangelischen Kirche wieder aufgeflammt ist: Da wurden in Hessen zwei Männer in einer kirchlichen Zeremonie miteinander verbunden, deren Ablauf von der üblichen Trauung praktisch nicht mehr zu unterscheiden war.

Zurzeit gibt es in 14 der bundesweit 20 evangelischen Landeskirchen Zeremonien oder Segnungsfeiern, um homosexuellen Paaren einen feierlichen Start in den Ehealltag zu bieten. Besonders bunt ist das Bild in der Nordkirche, die sich 2012 aus der Nordelbischen Kirche, der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche bildete. Hier gelten überwiegend noch die Regeln der jeweiligen früheren Kirchen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Grundsätzlich stehen die Kirchen-Oberen auf dem Standpunkt: Segnung ja, Trauung nein.

So sieht es auch die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD). Sie strebt laut Medienberichten keine bundesweit einheitliche Lösung an, arbeitet aber gerade an einem Positionspapier zum Thema Sexualität. Darin wird es auch um die Stellung Homosexueller in der Kirche gehen.  EST