Russen schleppen Greenpeace ab

ARKTIS Von Küstenwache gekapertes Schiff auf Weg nach Murmansk

MÖNCHENGLADBACH taz | Russische Behörden greifen hart gegen die Umweltorganisation Greenpeace im Nordpolarmeer durch. Die Küstenwache schleppte am Freitag den Eisbrecher „Arctic Sunrise“ ab, nachdem Sicherheitskräfte das Schiff zuvor geentert hatten. Die Überführung in den Hafen der Stadt Murmansk wird voraussichtlich drei bis vier Tage dauern. Dann sollen sich die rund 30 Aktivisten unter anderem wegen „Terrorismus“ verantworten. Eine Sprecherin des Inlandsgeheimdienstes FSB sagte, das Schiff sei in eine verbotenen Zone eingedrungen. Am Freitag protestierten Aktivisten laut Greenpeace vor 18 russischen Botschaften weltweit gegen das Vorgehen der Behörden.

Die „Arctic Sunrise“ war vor vier Wochen in die Petschorasee eingedrungen, einen Arm des Nordmeers, um gegen Ölbohrungen der Konzerne Rosneft und ExxonMobil in der ökologisch sensiblen Zone zu protestieren und auf das Risiko von Öllecks aufmerksam zu machen.

„Es ist schrecklich, lautes Klopfen, Schreie auf russisch, sie wollen hier die Türe eintreten“, war einer der letzten Tweets eines Greenpeacers bei der Kaperung des Schiffes. „Über uns ein Hubschrauber, vor uns ein Schiff der Küstenwache, das droht, auf uns das Feuer zu eröffnen“, telefonierte ein Aktivist durch. Dann brach der Kontakt zur Mannschaft ab. Der FSB habe einen großen Teil der Kommunikationsausrüstung beschädigt, berichtet Greenpeace Russland.

Erst am Mittwoch waren zwei Greenpeacer festgenommen worden, nachdem sie auf eine Ölplattform der staatlichen Erdgas-Firma Gazprom geklettert waren. Sollte es zu einem Prozess und einer Verurteilung kommen, drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft. BERNHARD CLASEN