„Wir sind von jetzt auf gleich wieder einsatzbereit“

WAS MACHEN SIE HEUTE? Anja Naumann erklärt, wie Fluglotsen ohne Flugzeuge arbeiten

■ ist Medienbeauftragte des Kontrollzentrums Nord der Deutschen Flugsicherung (DFS).Foto: privat

taz: Frau Naumann, wir erreichen Sie im Area Control Center Bremen, von wo aus die Deutsche Flugsicherung den norddeutschen Luftraum überwacht. Seit Freitag starten und landen wegen der Aschewolke aber gar keine Flugzeuge mehr. Sind Sie allein da?

Anja Naumann: Nein, allein bin ich nicht, aber es stimmt schon, bei uns sind – wie auch an den Towern der Flughäfen – die Reihen ziemlich gelichtet. Wir arbeiten in Notbesetzung, sitzen aber alle in den Startlöchern, falls eine Lücke in der Wolkendecke aufreißt, wie es ja in Berlin am Wochenende kurz der Fall war.

Wie vertreiben Sie sich die Zeit?

Ich mit Interviews, gleich kommt noch ein Fernsehteam. Meine Kollegen nutzen die Zeit für Safety Briefings, gehen in den Simulator oder bauen Überstunden ab. Eine Sekunde bitte… Entschuldigung.

Sie sind sehr begehrt zur Zeit.

Das kann man so sagen.

Wer entscheidet eigentlich, wann der Luftraum wieder freigegeben wird?

Ein Krisenstab aus Vertretern unserer Zentralen, der Tower, des Bundesverkehrsministeriums, des Deutschen Wetterdienstes und der Luftwaffe, der auf Basis der Daten des Deutschen Wetterdienstes und des Vulcanic Ash Advisory Centers in London alle sechs Stunden über das weitere Vorgehen berät. Bis Dienstagfrüh um zwei Uhr wird der Luftraum nach jetzigem Stand auf keinen Fall freigegeben.

Wie schnell können Sie Ihren Betrieb wieder aufnehmen?

Wir sind von jetzt auf gleich einsatzbereit. Problematisch ist eher, dass die Flugzeuge durch die überraschende Sperrung da stehen, wo sie nicht gebraucht werden. Bis der Flugplan wieder eingehalten wird, kann es daher auch nach der Wiederfreigabe eine Woche dauern.

Dann können auch Sie endlich Ihre Überstunden abfeiern.

Ja, das wird dann auch nötig sein.

INTERVIEW: DAVID DENK