bremen heute
: Meister des Wortes

Werner Sobotta, seit 30 Jahren Chef des Protokolldienstes der Bürgerschaft, ist dem Ruhestand einen Tag näher

Was ist die wesentliche Eigenschaft eines guten Protokollführers?

Er muss am politischen Leben interessiert sein und sich in verschiedene Sachverhalte einarbeiten. Wir müssen nicht alles verstehen, aber von allem ein bisschen Ahnung haben.

Was hat sich geändert in 30 Jahren Redekultur?

Vielleicht sollte man lieber nach dem fragen, was geblieben ist. Wir sind nicht besser geworden. Die Rhetorik lässt heute manchmal zu wünschen übrig.

Ist die Sprache deftiger geworden?

Das kann man tatsächlich so sagen. Worte, für die es früher eine Rüge gegeben hätte, gehen heute so durch. Weil in der Sprache vieles normaler geworden ist.

Sagen Sie mal ein Beispiel.

Das Wort „Lügner“ wäre so eines, das früher nicht hingenommen wurde.

Sagen die Abgeordneten Worte, die Sie sich weigern zu protokollieren?

Das dürfen wir gar nicht. Wir dürfen nur stilistisch ein bisschen verbessern, aber alles andere ist Sache der Sitzungsleitung.

Haben Sie eine/n Lieblingsredner/in?

Die Antwort ersparen Sie mir bitte.

Aber Sie haben einen?

Ich will es so sagen: Es gibt mehrere, die mir lieber sind als andere.

Der Bürgerschaftspräsident lobt Ihren „versteckten Humor“. Wo kommt der zum Vorschein?

So etwas im Protokoll unterzubringen, verbietet die Neutralität. Ein Protokoll ist eben keine Sache, bei der man sich ausleben kann. Auch wenn‘s einen manchmal in den Fingern juckt.

Fragen: sgi