Karstadt hilft Opfern

Warenhauskette zahlt für eingestürzte Textilfabrik in Bangladesch. NGOs fordern einen internationalen Fonds

BERLIN taz ■ Die Opfer einer eingestürzten Textilfabrik in Bangladesch bekommen weitere Unterstützung: KarstadtQuelle hat zusammen mit der Textilfirma Steilmann und zwei Unternehmen aus Belgien und den Niederlanden einen Hilfsfonds eingerichtet. Die Gruppe will nun insgesamt „eine sechsstellige Summe“ zahlen.

Die Kampagne für saubere Kleidung (CCC) ist dennoch enttäuscht, die sich für die Rechte von BilligarbeiterInnen in Entwicklungsländern einsetzt. „Mit diesen Zahlungen wollen sich Karstadt und Co. von ihrer Mitverantwortung für das Unglück freikaufen“, sagte Evely Bahn, CCC-Textilexpertin, zur taz. Sie fordert einen üppigen internationalen Entschädigungsfonds, in den alle der knapp 30 Unternehmen einzahlen sollten, die in der eingestürzten Fabrik SpectrumSweaters nahe der Hauptstadt Dhaka Kleidung produzieren ließen. Die Internationale Textilgewerkschaft fordert 1,2 Millionen Euro.

Inzwischen liegt das Unglück ein Jahr zurück. Am 11. April 2005 stürzte die Textilfabrik in sich zusammen, die illegal auf neun Etagen erweitert worden war. Dabei kamen mindestens 64 Menschen ums Leben, 74 ArbeiterInnen wurden teilweise schwer verletzt, einige hundert wurden über Nacht arbeitslos. In den folgenden Monaten gab es nur einige wenige individuelle Hilfszahlungen von europäischen Abnehmern. Doch Evelyn Bahn von der CCC findet das „keinesfalls ausreichend“, schließlich würden die Käufer eine große Mitschuld tragen. Auch Karstadt habe die Sicherheit in seinen Zulieferbetrieben offensichtlich nicht angemessen überprüft.

Der Konzern deklariert den Fonds jetzt als „freiwillige Hilfsmaßnahme“ und will explizit kein Schuldeingeständnis abgeben. Bahn hofft dennoch, dass sich Karstadt an das eigene Versprechen hält, einen internationalen Treuhandfonds zu unterstützen. Bisher ist dieser Fonds jedoch immer daran gescheitert, dass sich die knapp 30 Firmen nicht einigen konnten, wer wie viel einzuzahlen hat. Das nächste Mal verhandeln die Unternehmen am 10. Mai: Dann treffen sie sich mit NGO-Vertretern in Brüssel. BERNHARD ROHKEMPER