„Bis ich nicht mehr atme“

WAS MACHEN SIE HEUTE? Die 70-jährige Erla Prollius freut sich darauf, eine 100-Jährige zu spielen

■ steht seit über 40 Jahren auf der Bühne. 1988 gab sie ihr Regiedebüt und arbeitet seitdem immer wieder als Regisseurin. Foto: Promo

taz: Frau Prollius, Sie sind über 70 Jahre alt und ziemlich fit. Was hält Sie auf den Beinen?

Erla Prollius: Das Theater. Heute ist die Premiere für unser neues Stück „Brave New Age“. Es beschäftigt sich mit dem Problem der Überalterung unserer Gesellschaft.

In der Ankündigung wird folgende Frage gestellt: Anti-Aging-Paradies oder Gammelfleischparty?

Ja. Aber glauben Sie jetzt nicht, das mit dem Gammelfleisch sei diskriminierend. Ich benutze diesen Ausdruck selber. Wir wollen uns dem Thema humorvoll nähern. Wissen Sie, Gruppen die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, neigen dazu, Witze über sich selbst zu machen.

Ist das Witzeln übers Alter für Sie eine Art Selbsttherapie?

Nein, das würde ich nicht sagen. Die Teilnahme an dem Stück ist für mich aus anderen Gründen interessant: Ich stand lange nicht mehr auf der Bühne – das letzte Mal irgendwann in den Neunzigern auf Kampnagel als Erna in Werner Schwabs „Präsidentinnen“ – und freue mich jetzt noch einmal an einer Uraufführung mitzuwirken. Uraufführungen sind immer etwas Besonderes: alles ist noch so frisch und lebendig. So aktuell.

Die Figur, die Sie verkörpern werden, ist mindestens dreißig Jahre älter als Sie. Ist es Ihnen schwer gefallen, eine so viel ältere Person zu spielen?

Nein, ich spiele mich nicht noch älter als ich bin. Ich werde auch nicht älter geschminkt. Denn es geht ja gar nicht um das wirkliche Alter meiner Figur. Die Problematik der gesellschaftlichen Ausgrenzung gibt es schließlich auch schon in meinem Alter.

Die meisten Ihrer früheren Kollegen dürften bereits in Rente sein, wie lange wollen Sie noch auf der Bühne stehen?

Bis ich nicht mehr atme. INTERVIEW: JOHANN TISCHEWSKI

Uraufführung: 20.15 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstr. 15