Ein Schritt – aber ein zu kurzer

Weddinger Kids treffen Wirtschaftsbosse

VON SEBASTIAN KEMPKENS

Vor etwa zwei Jahren habe ich mein Abitur in Bonn an einer erzbischöflich-katholischen Schule gemacht. Meine Schule war das Unmigrantischste, das man sich vorstellen kann. Lauter Töchter und Söhne aus Bonner-Vorort-Familien, genau wie ich selbst. Im Nachhinein merke ich, wie beschränkt meine Perspektive damals war.

Das Gleiche gilt für die Diskussionsveranstaltung mit „Top-Managern“ – so die Pressemitteilung der Degewo – und Weddinger Jugendlichen. Auf Initiative der Wohnungsbaugesellschaft diskutierten Neuntklässler der Willy-Brandt-Gesamtschule mit den Managern über ihre Zukunft. Die SchülerInnen hatten fast ausschließlich einen migrantischen Hintergrund.

Von der Diskussion sollten beide Seiten profitieren: die Jugendlichen, weil sie Tipps von Managern bekommen. Und die Manager, weil sie Einblick in eine ihnen sonst verschlossene Welt erhalten.

Guter Ansatz, aber der wichtigste Schritt fehlt

Genau wie ich in meiner damaligen Bonner-Vorort-Welt leben die Jugendlichen in der Weddinger Welt ihres Kiezes. Genau wie an meiner Schule alle in etwa die gleiche Lebensphilosophie hatten, sind die vorgestellten Wünsche der Weddinger SchülerInnen von den gleichen Bedürfnissen geleitet: einen soliden Beruf erlernen, eine Familie gründen – und im Wedding bleiben.

Die Degewo-Initiative ist begrüßenswert. Die Ehrlichkeit der Jugendlichen, die ihre Gedanken auf der Bühne präsentierten, erst recht. Den wichtigsten Schritt jedoch hat die Degewo nicht getan: die Vermittlung zwischen Jugendlichen aus anderen Kreisen. Denn viel besser als von Managern könnten Jugendliche voneinander lernen. Das hätte ich mir als Schüler gewünscht.