Gewerkschafter stinksauer auf Siemens

UMBAU Arbeitnehmervertreter empört über Kahlschlagplan des neuen Chefs Joe Kaeser. 15.000 Jobs in Gefahr. Betriebsrat für Reformen, bei denen „der Mensch und nicht nur die Marge im Mittelpunkt steht“

MÜNCHEN taz/rtr | Börsianer finden die Pläne des neuen Siemens-Chefs Joe Kaeser natürlich gut: Ein Grund für den im Vergleich zu den Konkurrenten geringeren Gewinn pro Beschäftigten „ist, dass Siemens im Vergleich mit den Konkurrenten noch immer die wenigsten Mitarbeiter in Schwellenländern hat“, urteilte Hans-Joachim Heimbürger vom Akienanalysten Kepler. Gewerkschafter sind stinksauer, dass Kaeser plant, tausende Jobs beim Industriekonzern abzubauen. „Wir lehnen nach wie vor ein rein margengetriebenes Personalabbauprogramm ab“, erklärte Betriebsratschef Lothar Adler am Montag. Siemens brauche Reformen, bei denen „der Mensch und nicht nur die Marge im Mittelpunkt steht“.

Kaeser hatte am Sonntag verkünden lassen, er wolle 15.000 Jobs streichen, um rund 6 Milliarden Euro einzusparen. In Deutschland seien 4.800 der weltweit 370.000 Stellen betroffen. Zuvor war die Belegschaft fast ein Jahr lang im Dunkeln über die genaue Zahl des Stellenabbaus geblieben. Siemens hatte in Deutschland in den vergangenen Jahren bereits 25.000 Jobs gestrichen.

Seit Langem hatte der DAX-Konzern mit Problemen zu kämpfen. Im dritten Quartal 2013 fiel der Gewinn um 13 Prozent, der Umsatz sackte um 2 Prozent auf 19 Milliarden Euro ab. Selbst das China-Geschäft stockt. Probleme bereiten auch Geschäftsfelder wie die Industrieautomatisierung und die Antriebskomponenten. Siemens ist zudem mit der Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn in Verzug. Verluste fährt der Konzern auch durch die lansame Anbindung von Windparks in der Nordsee ein. Der Ausflug ins Solargeschäft mit der Übernahme des israelischen Unternehmens Solel endete im Desaster. Siemens musste die Sparte schließen, nachdem kein Käufer gefunden worden war. KSC