schaut sich in den Galerien von Berlin um

MARCUS WOELLER

Die Maler haben’s wirklich schwer. Werden überall ausgestellt – etwa in diesem Frühjahr bei „Painter, Painter“ im minneapolitanischen Walker Art Center, gerade bei „Painting Forever!“ in Berlin oder ab nächste Woche bei „Why Painting Now?“ im Rahmenprogramm der Wiener Kunstmesse – und gefallen sich in der Rolle des Künstlers per se. Müssen allerdings stets Pose einnehmen im ständigen Sperrfeuer der Kritik. Zu dekorativ pinseln sie, zu gut verkäuflich malen sie oder zu selbstbezogen kämpfen sie mit der eigenen Gattung immer auf der Schwelle zwischen heikelster Gegenständlichkeit und sauberster Abstraktion. „Ich interessiere mich für figurative Malerei, nicht für das Bild, sondern eher für Experimente mit dem Figurativen“, stellt Adrian Ghenie klar. „Traditionellerweise wird Figuration immer mit der Imitation der Wirklichkeit gleichgesetzt, aber ich will die Bausteine verändern, mit denen figurative Repräsentation konstruiert wird.“ Er beansprucht nichts weniger, als eine neue Figuration zu erschaffen, indem er sich „die malerischen Experimente und Forschungen des 20. Jahrhunderts von der Avantgarde bis zum Abstrakten Expressionismus einverleibt.“ Mit solch vollmundigen Versprechen hat Ghenie schon einige Furore auf dem Kunstmarkt gemacht und zeigt jetzt in der Galerie Plan B, dass er durchaus selbstironisch mit dem genialischen Künstlergestus umgehen kann. Für die Ausstellung „On the Road to … Tarascon“ hat sich der rumänische Künstler mit seinem niederländisch-iranischen Kollegen Navid Nuur zusammengetan, um die Leinwände gemeinsam – und gleichberechtigt – zu bearbeiten. Die figurativen und virtuos malerischen Szenen des einen überzeichnet der andere mit abstrakten Strukturen. Die Zusammenarbeit entsteht außerdem performativ, wie ein Video zeigt. Während Ghenie den Malakt zelebriert, begleitet Nuur sein Treiben als Human Beatbox. (Bis 14. Dezember, Di.–Sa., 12–18 Uhr, Potsdamer Str. 77–87)

Auch Victor Man geht furchtlos mit der Malerei um. Der 1974 geborene Rumäne ist nur drei Jahre älter als Ghenie und lebt wie dieser in Berlin und der transsilvanischen Künstlerhochburg Cluj. In der Galerie Neu präsentiert er düstere Gemälde kopfloser Körper und körperloser Köpfe: „The Third Cover“. Er wiederholt geheimnisvolle Motive, legt Fährten in die Kunstgeschichte aus und lockt mit den Reizen der Narration. Dass man nur allzu leicht in deren Fänge gerät, weiß er und spielt diese Kernkompetenz des figurativen Malers gern aus. Das fordert den Betrachtern einiges ab. Denn auch die haben’s wirklich schwer. (Bis 27. Oktober, Di.–Sa., 11–18 Uhr, Mehringdamm 72)