Harte Zeiten für deutsche Kiffer

Widersprüchliche Drogenpolitik in Holland: Anbau verboten, Verkauf erlaubt – nur bitte nicht an deutsche Kiffer

DÜSSELDORF taz ■ Die Verlagerung des lukrativen Cannabis-Anbaus an den Niederrhein ist die logische Folge der jüngsten Anti-Drogenoffensive in den Niederlanden. Einerseits fährt die Polizei dort seit kurzem eine härtere Gangart gegen Drogenbauern, die in großem Maßstab Cannabis in Scheunen, Kellern und auf Dachböden kultivieren. Andererseits haben die Behörden von Grenzstädten wie Nijmegen, Venlo und Maastricht im vergangenen Jahr Verordnungen erlassen, die es deutschen Drogentouristen deutlich schwerer machen, in den Coffeeshops auf holländischer Seite „legal“ Haschisch und Marihuana zu kaufen. Ziel ist es, dem wachsenden Drogentourismus entgegen zu wirken.

Anbau: Während in Holland der Verkauf in „legalen“ Coffeeshops geduldet wird, dürfen diese ihren Warenbestand, den sie bei geschätzten 100.000 Euro Umsatz pro Woche schließlich irgendwoher beziehen müssen, nirgendwo einkaufen. Diese beträchtlichen Mengen kommen, das wissen auch die Behörden, aber nicht vom Himmel gefallen. Für den Nachschub sorgen hunderte professioneller Marihuana-Plantagen, die mit voll automatisierter Bewässerungs- und Beleuchtungstechnik hochwertiges Gras produzieren.

Ansätze wie der des Bürgermeisters von Maastricht, der nach dem Verkauf nun auch Produktion und Distribution von Cannabis aus der Illegalität holen will, um Herstellung, Qualität und Verbleib besser kontrollieren zu können, finden in Den Haag kaum Gehör. Die Regel sind Razzien gegen Plantagenbesitzer – auf deren Treiben man durch erhöhten Wasserverbrauch und Stromklau aufmerksam wird – sowie der Einsatz von Hubschraubern mit Wärmebildkameras, mit denen die Polizei Cannabis-Farmen ausfindig machen kann.

„Legaler“ Verkauf: Während Venlo inzwischen zwei der fünf „legalen“ Coffeeshops der Stadt in unmittelbare Nähe des ehemaligen Grenzübergangs ausgelagert hat, um deutsche Drogenkäufer von der Innenstadt fernzuhalten, will Maastricht den Drogentourismus zurückdrängen, indem es den 17 Coffeeshopbetreibern der Stadt zur Auflage macht, ihr Dope potenziellen Kunden aus Deutschland zu verweigern; nur wer in den Niederlanden niedergelassen und gemeldet ist, darf demnach die zulässige Menge von fünf Gramm für den eigenen Gebrauch einkaufen.

Auch Sanktionen gegen Betreiber, die sich daran nicht halten und weiterhin ihr Geschäft mit deutschen Kunden machen, sind in diesem Pilotprojekt vorgesehen. Nur werden diese so lange nicht verhängt, bis klar ist, dass die Richtlinie nicht gegen EU-Recht verstößt.

In Venlo haben sich die Behörden vor Monaten eine ganz zeitgemäße Methode einfallen lassen, um die zehntausenden von Käufern von „drüben“ zu vergraulen. Dort müssen sich Drogenkunden per Fingerabdruck legitimieren und gelangen auch nur mittels einer Magnetkarte in den Coffeeshop hinein. Auf diese Weise sollen Minderjährige am Cannabis-Kauf gehindert werden. HENK RAIJER