Alternative Rohstoffwoche

Eine Veranstaltungsreihe informiert über die Rohstoffe in der Welt, die unsere Wirtschaft so dringend benötigt, und über Menschenrechte, Krieg und Umweltzerstörung

■ Vom 12. bis 19. Oktober mit rund 20 Veranstaltungen in Berlin. Das vollständige Programm gibt es auf der Webseite des AK Rohstoffe:alternative-rohstoffwoche.de

■ Termintipp:„Ausgehandelt: Mehr Kohle und Fracking-Gas? EU-USA – Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP) auf dem Prüfstand!“, ein zivilgesellschaftliches Außenwirtschaftsforum:

■ Montag, 14. Oktober, im Magnus-Haus, Am Kupfergraben 7, Beginn ist um 18.30 Uhr.

„Blood in the mobile“, der Dokumentarfilm des Regisseurs Frank Poulsen, ist einer von rund 30 Programmpunkten der Alternativen Rohstoffwoche. In seinem Film thematisiert Poulsen die Verbindungen zwischen unseren Handys und dem Bürgerkrieg im Kongo. Poulsen erlangte Zugang zur größten Zinn-Mine des Kongo, die von verschiedenen bewaffneten Gruppen kontrolliert wird. Dort filmte er, wie Kinder in engen Schächten Mineralien aus dem Gestein schlagen. Mineralien, die nun in unseren Smartphones stecken.

Die Alternative Rohstoffwoche findet dieses Jahr zum ersten Mal statt. Vom 12. bis zum 19. Oktober gibt es bundesweit in mehreren Städten Programm, wobei der Schwerpunkt in Berlin liegt. Die Veranstaltungsreihe wird vom AK Rohstoffe organisiert, einem Zusammenschluss mehrerer Nichtregierungsorganisationen. Ziel ist, auf die Missstände der deutschen Rohstoffpolitik aufmerksam zu machen. „Die Versorgungssicherheit der Industrie darf nicht das einzige Kriterium sein“, sagt Michael Reckordt, Koordinator beim AK Rohstoffe. Die Nichtregierungsorganisationen haben drei Kernforderungen für eine nachhaltige Rohstoffpolitik aufgestellt: die Reduktion des Rohstoffverbrauchs, soziale und ökologische Pflichten für die Unternehmen und eine Demokratisierung der Rohstoffpolitik. Deutschland importiert einen Großteil seiner Rohstoffe aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden.

In Berlin wird versucht, mit rund 20 Veranstaltungen einen Überblick über das doch recht komplexe Thema zu geben. Einen leichten Einstieg bietet das ACUD-Kino. In Zusammenarbeit mit der Heinrich Böll Stiftung werden hier sieben Filme unter dem Label „Rohstoffgeschichten“ gezeigt. Eine cineastische Länderreise zu verschiedenen Bergbauprojekten, die Gold, Coltan, Öl, Kohle oder Lithium fördern. Einen guten Einstieg bietet auch die Organisation Brot für die Welt mit der Ausstellung „Ölbiographien“. Anhand von zwölf Einzelporträts wird das Leben und Arbeiten der Menschen in der tschadischen Erdölregion Doba beschrieben. Dazu gibt es Podiumsdiskussionen und Vorträge, die sich nicht nur, aber auch an das Fachpublikum richten.

Ein Highlight dürfte die Abendtagung zum Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP) zwischen der EU und den USA werden. Die KritikerInnen des Abkommens fürchten einen Import von Genfood, Fracking-Gas, Kohle und neuen Chemieprodukten aus den USA. Das Freihandelsabkommen könnte die Regulierungen im Bereich des Umwelt- und Verbraucherschutzes gefährden.

Mit der Alternativen Rohstoffwoche wollen die Nichtregierungsorganisationen ein Gegengewicht zum deutschen Rohstofftag legen. Die Veranstaltung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung findet einmal im Jahr statt. Auch hier werden „Strategien für eine nachhaltige Rohstoffversorgung“ besprochen, doch de facto sei die Rohstoffpolitik der Bundesregierung alles andere als nachhaltig, so das Fazit im AK Rohstoffe. Johanna Fincke, Referentin bei der Christlichen Initiative Romero, kritisiert, „dass bei dem Deutschen Rohstofftag IndustrievertreterInnen auf Podien mitdiskutieren, während VertreterInnen der Zivilgesellschaft aus den rohstoffreichen Ländern oder von betroffenen Organisationen nicht einmal eingeladen werden“.

Mit der alternativen Veranstaltungsreihe versuchen die Nichtregierungsorganisationen nun selber, die Stimmen der Zivilgesellschaft in die Debatte einzubringen. „Anstatt über Wege zur Rohstoffsicherung der Industrie zu diskutieren, muss die Senkung des inländischen Rohstoffverbrauchs auf ein global gerechtes Niveau das zentrale Ziel sein“, fordert zum Beispiel Klaus Seitz, Leiter der Abteilung Politik von Brot für die Welt. Eine weitere Forderung ist, den Unternehmen eine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht verbindlich vorzuschreiben.

„Ein erster Schritt dazu wäre, die Handels- und Produktionsketten transparent zu machen. Zudem braucht es Klagemöglichkeiten für Opfer von Menschenrechtsverletzungen, um diesen zu ihrem Recht zu verhelfen“, sagt Michael Reckordt vom AK Rohstoffe.

Wer ein Blick hinter die Kulissen unseres Wohlstands werfen möchte und sich vielleicht auch schon mal gefragt hat, warum in so vielen Ländern der Welt Krieg herrscht und die rohstoffreichen Länder oft zu den ärmsten der Welt gehören, dem wird in den kommenden Tagen etwas Aufklärung geboten. Jörn Alexander