„Mehr Demut hätte gut getan“

FESTWOCHEN Das Festival Movimentos holt zeitgenössischen Tanz und Konzerte nach Wolfsburg. Kreativdirektorin Maria Schneider über Tanzbegeisterung und Finanzjongleure

ist Kreativdirektorin der Autostadt und damit Programmchefin von Movimentos.

INTERVIEW: VANESSA BUFF

Das Festival legt einen Schwerpunkt auf zeitgenössischen Tanz, präsentiert aber auch Konzerte, Lesungen und Schauspiel.

■ Die Veranstaltungen laufen vom 29. April bis zum 13. Juni.

■ Highlights sind die Auftritte der Kibbutz Contemporary Dance Company und ein Konzert von Sting. Für Szenisches kommen die Schauspieler Iris Berben, Klaus Maria Brandauer, Hannelore Hoger und Jan Josef Liefers.

taz: Frau Schneider, warum sponsert der Volkswagen-Konzern über seine Tochtergesellschaft Autostadt GmbH ein Tanz-Festival?Maria Schneider: Das hat mit unserem Auftrag zu tun: Wir kümmern uns um das gesamte Thema der Mobilität, rund ums Jahr und in den unterschiedlichsten Formen. Während sechs Wochen im Frühling konzentriert sich dieser Auftrag im Movimentos-Festival. Ein Festival für zeitgenössischen Tanz ist eine elitäre Veranstaltung. Was hat die Bevölkerung Wolfsburgs davon? Ursprünglich haben wir mit einem ganz kleinen Festival begonnen: Vier Wochen mit vier Companies an je einem Wochenende. Damit wollten wir erproben, inwieweit sich die Bevölkerung überhaupt mit Tanz beschäftigen möchte. Wir waren mehr als überrascht, als unsere Karten in zwei Wochen ausverkauft waren. Das hat uns gezeigt, dass hier in Wolfsburg und Umgebung eine riesige Tanzbegeisterung herrscht. Würden Sie denn nicht mit einem Pop- oder Rock-Festival mehr Leute erreichen? Wir integrieren sowohl Jazz als auch Rock und Pop – in diesem Jahr zum Beispiel mit einem Konzert von Sting – in unser Programm. Das Festival lebt gerade von dieser Mischung. Warum haben Sie für dieses Jahr das Motto „Mut und Demut“ gewählt? Wir haben schon immer große Oberthemen gewählt, die in den unterschiedlichsten Kunstformen komplexe Produktivität auslösen. Das Motto soll eine Botschaft der Künstler ans Publikum sein. Nämlich? Der Übermut einiger Finanzjongleure zum Beispiel hat die ganze Weltwirtschaft in große Schwierigkeiten gebracht. Mehr Demut im Umgang mit dem Geld anderer hätte da gut getan. Zeigt sich da Sozialkritik Ihrerseits? Mehr eine aufmerksame Beobachtung. Unser Anspruch ist es, die Lebenswelt unserer Gäste zu spiegeln in allem was wir tun. Und da kommt man eben auch zu kritischen Beobachtungen. Wie wird das Motto umgesetzt? In der Choreographie der Kibbutz Contemporary Dance Company beispielsweise wird „Mut und Demut“ ganz physisch umgesetzt: Es wird deutlich, wie die große Bewegung, die der Mut ermöglicht, in der Demut ein Regulativ findet. Die beiden Begriffe gehören eben klar zusammen.