„Das Ass im Ärmel“

Vortrag: Freundschaft als alternative Lebensform

■ ist Soziologe und forscht zu Sozialer Exklusion, Wissensoziologie und Soziologie der persönlichen Beziehungen.Foto: privat

taz: Herr Schobin, brauchen wir Freunde heute mehr als früher? Janosch Schobin: Das hängt von der Perspektive ab. Für Leute ohne Familie oder festen Partner sind Freunde enorm wichtig. Und da es von diesen Menschen immer mehr gibt, brauchen wir Freunde auch immer mehr.

Und wozu brauchen wir sie?

Wenn Sie noch jung sind, brauchen Sie Freunde, um sich Ihres eigenen Lebensentwurfes zu versichern. Freunde können Sie beraten und bei der Bewältigung der kleinen Hürden des Alltags helfen. Im Alter gibt es unter anderem das Modell der Alten-WG. Da geht es vor allem um gegenseitige Pflege und darum, nicht alleine zu sein.

Klingt so, als wäre Freundschaft die Lösung für alles.

Das vielleicht nicht, aber sie kann eine Alternative zur klassischen Familie sein. Die meisten Menschen wünschen sich zwar eine Familie, wissen aber auch, dass sie auf dem Weg dahin scheitern können. Da sind Freunde das Ass im Ärmel.

Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, Freundschaft als Thema zu erforschen?

Als Student ist mir aufgefallen, dass es viele junge „Freundespärchen“ gab, die nach der Uni den nächsten Abschnitt des Erwachsenenlebens zusammen planten. Das widersprach allem, was man aus der Soziologie kannte und hat mich neugierig gemacht.INTERVIEW: VANESSA BUFF

Vortrag von Janosch Schobin zum Thema „Sorgende Freunde? Fragen an eine andere Lebensform“: 20 Uhr, Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36