1. Mai: Es geht auch friedlich

DEMO-FEIERTAG Zehntausende beteiligen sich an Protesten gegen Aufmärsche von Neonazis. Bei traditionellen Krawallen in Kreuzberg weniger Festnahmen und Verletzte als im Vorjahr

BERLIN taz | Bei den Demonstrationen und Aufmärschen am 1. Mai hat es dieses Mal deutlich weniger Ausschreitungen gegeben als in den Jahren zuvor.

In Berlin sei es gelungen, „die Gewalt zurückzudrängen“, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Laut Polizei wurden in Berlin im Zusammenhang mit den linken Demonstrationen und rechten Aufmärschen rund um den 1. Mai 487 Menschen festgenommen, 285 davon Neonazis, die unerlaubt auf dem Kurfürstendamm aufmarschieren wollten. Insgesamt 98 Polizisten seien zumeist leicht verletzt worden. Im Vorjahr waren es noch fast 500. Rund 10.000 Menschen demonstrierten in Berlin tagsüber gegen rund 500 Neonazis, die daraufhin ihren Aufmarsch abbrechen mussten. An der Blockade gegen die Nazis beteiligte sich auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD). Trotz mehrfacher Aufforderungen der Polizei, die Straße zu verlassen, blieb er sitzen. Dafür erntete er Kritik von Körting und der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Es ist unerträglich, wenn Vertreter von Verfassungsorganen aus billigem Populismus gegen Recht und Gesetz verstoßen“, erklärte GdP-Chef Konrad Freiberg.

Im Hamburger Schanzenviertel demonstrierten rund 1.500 zumeist linke Personen gegen Kapitalismus. Bei den anschließenden Krawallen gab es insgesamt 28 verletzte Polizisten.

In Rostock gelang es den Gegendemonstranten nicht, 600 Rechte vom Marschieren abzuhalten. In Erfurt scheiterte der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt dagegen mit seinen rund 400 Anhängern. Ihr Aufmarsch wurde vom Bündnis gegen Rechts gestoppt. In Zwickau trafen sich rund 500 Neonazis. Den zahlenmäßig größten Aufmarsch gab es mit fast 900 Neonazis im bayerischen Schweinfurt. Immerhin fast zwei Stunden mussten sie aufgrund einer Blockade durch Gegendemonstranten warten, bis sie losmarschieren durften. Insgesamt waren am 1. Mai bundesweit 3.800 Neonazis auf der Straße. Die Zahl der Gegendemonstranten lag bei mehreren zehntausend. FLEE

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