nicht käuflich
: Die Software des Kandidaten

Lieber Herr Jauch, liebes RTL,

ich mich muss mich nun auch mal äußern zum doppelten Kandidaten Reinhold Gassenhauer (Name geändert). Nicht, weil ich mir Sorgen mache, dass Ihre Kontrollinstanzen im beliebten Fernsehquiz nicht richtig funktionieren. Eher mache ich mir Sorgen darüber, was mit Gassenhauer passieren wird. Genauer: Was mit der Firma geschieht, für die er arbeitet.

Denn Gassenhauer ist Vertriebsleiter bei „Yellow Tab“, einer Softwareschmiede, die ein Computerbetriebssystem herstellt namens „Zeta“. Die Stärken dieses Programms sollen bei Multimediaanwendungen liegen und bei der Abwehr von Viren. Mit Zeta haben ungebetene Eindringlinge also keine Chance mehr, RTL!

Doch leider hat Yellow Tab seit einiger Zeit trotzdem Probleme. Nicht nur, dass Internetuser jammern, dass die lange angekündigte neue Version des Betriebssystems noch nicht in den Läden sein soll, das Unternehmen untersteht mittlerweile auch einem Insolvenzverwalter. Hat der Schummelkandidat also nur das Beste für seine Firma gewollt? Oder sich ausgerechnet, dass eine Abfindung in der Insolvenzmasse nicht mehr vorhanden ist? Jedenfalls wird der Vertriebsleiter es zukünftig wohl schwerer haben, ein paar CDs seines Produktes an die Wiederverkäufer zu bringen. Wenn ihr nicht wärt, liebe Fernsehmacher von RTL.

Denn ihr sendet ja auch den so genannten RTL-Shop. Das ist die Sendung, in dem Moderatoren versuchen, einer in Duldungsstarre versunkenen Bevölkerung Produkte anzudrehen. Und wer durfte dort am vergangenen Freitag seinen insgesamt dritten Auftritt bei RTL hinlegen? Genau, Herr Gassenhauer, der sich mittlerweile fühlt „als sei eine Lawine über mich hinweggerollt“. Im RTL-Shop versuchte Gassenhauer dann nichts weiter, als sein Unternehmen zu retten.

Bei RTL will man freilich immer noch nichts vom Mehrfachleben des Vertriebsmannes gewusst haben, der nach eigenen Angaben auch „beim Glücksrad von Kabel Eins 8.000 Euro und einen Jeep“ gewonnen hat. Dabei wäre das doch ganz einfach gewesen. Mit der Software Zeta.

Denn User berichten, man könne mit Zeta zugleich sechs Videos auf dem Computer ansehen ohne Ruckeln oder Bildausfälle. So gesehen, ziehe ich vor Herrn Gassenhauer meinen Hut. Eine bessere Marketingnummer hätte man sich gar nicht ausdenken können. Denn wo sonst, außer in Gassenhauers recht speziellem Fall der ausgebliebenen Kandidatenkontrolle, nützt die Fähigkeit einer Software zum gleichzeitigen Gucken von Mehrfachvideos? Und: Wie viele Exemplare des Betriebssystems haben Sie bestellt, Herr Jauch? Oder verstauben die Programmdisketten jetzt im RTL Shop? ELMAR KOK