DIE WERBEPAUSE
: Aufgesetzt wie die Rastaperücke

Polo Ralph Lauren – das war der zum Schlag ausholende Polospieler. Das waren ernst dreinblickende junge Männer mit Mandelaugen unter der Schirmmütze und einem Tweedsakko, das eng sitzt, aber nicht spannt, wenn der Gentleman vom Lande die Angelschnur im Morgenlicht über den See schleudert.

Doch auf dem neuen Anzeigenmotiv scheint alles anders. Rastalocken! Surfer statt Polo-Spieler. Gelb, orange und neongrün statt braun und beige. Polo will jung sein. Aber gleich so jung? Fehlt nur noch der Scout-Rucksack. Schulkind statt Alt-Männer-Weisheit in zeitlos schönen Jünglingsgesichtern.

Was will uns der Modeschöpfer damit sagen? Auf seiner Homepage steht, er wolle uns an seinem Traum teilhaben lassen. Was ist das für ein Traum, in dem kleinen Jungen eine schwere Rastaperücke aufgesetzt wird? All der Filz in der Mähne verspricht Lebenserfahrung, die das Babygesicht nicht halten kann. Das Abenteuer, die peitschenden Wellen – alles wirkt aufgesetzt.

Und wo surft der arme Junge? Dort, wo er steht, scheint es kalt zu sein. Vier Schichten hat er an – schließlich musste das alte Tweedsakko doch noch her. Der verlorene Surfer. Eine seltsame Welle, auf der Polo Ralph Lauren da reitet. LISA SCHNELL