KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MARCUS WOELLER

Dass sich Jeff Koons auch am Pudel vergangen hat, ist bekannt. Der Freund des Kitsches bietet seinen chromglänzenden „Ballon Dog“ in vielen Farben an. Ein orangefarbenes Einzelstück soll bald auf einer Auktion in New York zwischen 35 und 55 Millionen US-Dollar erzielen. Seine naturalistische „Poodle“-Attrappe aus Holz von 1991 hat es bereits in museale Skulpturensammlungen geschafft. Und doch kann er der Hundeliebe der Künstlergruppe General Idea nicht den Rang ablaufen. Die haben dem Königspudel schon 1983 in einem Dreierselbstportrait pointiert Geltung verschafft. In „P Is for Poodle“ posieren AA Bronson, Felix Partz und Jorge Zontal mit lockigen Pelzmützen, lässigen Schlappohren und treuem Blick als Pioniere eines konzeptuellen Kunstbegriffs, der die Schnittmengen von Realität und Fiktion, Kritik und Parodie medial viel gewitzter inszeniert. Seit dem Tod von Partz und Zontal im Jahr 1994 verwaltet AA Bronson das künstlerische Erbe der bis heute einflussreichen Gruppe. In die Galerie Esther Schipper lädt er nun zum ultimativen Pudelbumsen: Auf seriellen Gemälden variieren drei stilisierte Pudel alle möglichen sexuellen Stellungen vor einer abstrakt gemusterten Leinwand, die sich bei näherer Betrachtung als grauer Moon-Washed-Denim entpuppt. Die Pudel, einst als Beute aus dem Wasser apportierende Jagdhunde gezüchtet, reüssieren aber nicht nur als Popmotive auf Jeans, sondern auch in einer Vielzahl liebevoller Zeichnungen. General Idea setzt damit der Drolligkeit ein Zeichen, aber vor allem dem schönen Spiel von Schein und Sein. („P Is for Poodle“, bis 16. 11., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Schöneberger Ufer 65)

Erich Reusch widmet sich lieber Fragen von Raum und Maß. Und das sehr ernsthaft seit mehr als sechs Jahrzehnten. Der 1925 geborene Bildhauer und Architekt erschuf schon Mitte der fünfziger Jahre horizontale Bodenskulpturen, die Ideen vorwegnahmen, mit denen später Carl Andre und Richard Serra zu Vorreitern der Minimal Art geworden sind. Wie sie suchte Reusch kontinuierlich nach einem Bewusstsein für den Raum. Für einen Raum, der real existiert, malerisch aufscheint oder erst in der Vorstellung Gestalt annimmt. Die Galerie Aurel Scheibler präsentiert nun neue Gemälde des Künstlers. Eine Begehung des von Reusch 1980 gestalteten „Ehrenmals 20. Juli 1944“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock soll außerdem erklären, wie der symbolisch überformte Raum eine politische Komponente bekommt. („Im Prinzip der Ersten Abteilung“, bis 9. 11., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Schöneberger Ufer 71; Gespräch mit Erich Reusch, 19. 10., 15 Uhr)