„Ein Riesenproblem in Niedersachsen“

NITRAT-BELASTUNG Experten warnen: Gülle von Massentierhaltung und Mais setzen dem Trinkwasser zu

Marlies Albers ist Geschäftsführerin der Wasserversorgung Wallenhorst, die die 25.000-Einwohner-Gemeinde nördlich von Osnabrück mit Trinkwasser versorgt. Kürzlich hatte sie ein Problem: Ein Trinkwasserbrunnen musste aufgegeben werden, weil die Nitratwerte zu hoch waren. „Um die Versorgungssicherheit aufrechtzuhalten, haben wir beschlossen, Wasser aus Osnabrück hinzuzukaufen“, sagt Albers.

„Das ist ein Riesenproblem in Niedersachsen“, sagt Florian Schöne. Er ist Agrarexperte beim Naturschutzbund Deutschland. Das Land zwischen Ems und Elbe sei die „Spitze des Eisbergs“, was die zunehmende Belastung des Trinkwassers mit dem gesundheitsschädlichen Nitrat betreffe. Der Forschung zufolge gebe es eine Reihe von Faktoren, die diesen bedenklichen Trend anheizen. Durch Massentierställe komme viel Gülle aufs Feld. Dann werde verstärkt Mais angebaut, der viel Dünger vertrage. Hinzu komme der anhaltende Verlust von Weideflächen, Grünlandumbruch genannt. Auf den früheren Weideflächen werde vor allem Mais angebaut, und das meist ohne andere Zwischenfrüchte, die den Dünger aufnehmen könnten, sagt Schöne. Dünger enthält Stickstoff, der schließlich durch Umwandlungen zu Nitrat wird.

Das Problem sieht auch einer der großen Wasserversorger in Niedersachsen, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV). Das Trinkwasser ist noch in Ordnung. Aber es sei nur eine Frage der Zeit, wann der jetzt bodennah ermittelte Nitratgehalt in der Tiefe der Förderbrunnen ankomme, sagt Verbandssprecher Lutz Timmermann. Auch der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) warnt vor einem Nitratanstieg. 2012 seien an 202 Messstellen Nitratwerte oberhalb des Grenzwertes von 50 Milligramm pro Liter Wasser überschritten worden.

Die neue rot-grüne Landesregierung will das Problem in den Griff kriegen. Geplant ist ein Güllekataster im nächsten Jahr oder ein landesweites Nährstoffmanagement. „Weitere Anpassungen der Düngeverordnung sind für die Zukunft geplant“, heißt es beim NLWKN.  (dpa)