Genossenschaft für Putzfrauen

ARBEIT Bremer ExpertInnen stellen Vorschläge vor, wie haushaltsnahe Leistungen besser bezahlt werden

„Es ist ein gigantisch wachsender Markt“

Margareta Steinrücke, Arbeitnehmerkammer

Haushaltshilfen sind gefragt. „Putzfee gesucht“, heißt es in einer von vielen Anzeigen auf dem Online-Portal Bremen.de. Einige machen deutlich, dass sie an Schwarzarbeit kein Interesse haben: „Nur auf Minijob-Basis.“

Doch der auf 450 Euro im Monat begrenzte Minijob, sagt Margareta Steinrücke von der Arbeitnehmerkammer, sei keine Lösung für das Problem, dass 95 Prozent aller Haushaltshilfen schwarz arbeiten. „Der Minijob ermöglicht kein existenzsicherndes Einkommen und er führt zu Altersarmut, weil nicht in die Rentenversicherung eingezahlt wird.“

Eine bessere Lösung hat Steinrücke fünf Jahre gesucht. Am runden Tisch Hausangestellte Bremen, an dem auch Gewerkschaften, kirchliche Stellen und der Senator für Arbeit beteiligt waren. Am Dienstag wollen sie dessen Ergebnisse vorstellen und diskutieren – möglichst mit Leuten, die Haushaltshilfen beschäftigen oder sich dies unter anderen Bedingungen vorstellen können. Denn die sollen aktiv werden, indem sie eine Genossenschaft für haushaltsnahe Dienstleistungen gründen. Entweder allein als ArbeitgeberInnen oder gemeinsam mit ArbeitnehmerInnen.

„Das Genossenschaftsmodell hat viele Vorteile“, sagt Steinrücke. Es sei relativ leicht zu gründen und man könne ohne große Verluste wieder aussteigen. Beispiele gebe es in Freiburg, Braunschweig und München – letztgenannte Stadt subventioniere sogar den Lohn mit vier Euro die Stunde. So könnten sich auch weniger Begüterte eine Hilfe leisten, sagt Steinrücke.

Während dies in Bremen undenkbar erscheint, gibt es ihr zufolge im Bundesfamilienministerium ähnliche Überlegungen. Offenbar gehe man dort davon aus, dass es eine signifikante Zahl von Menschen gibt, die mehr arbeiteten, wenn sie im Haushalt entlastet würden. Und: Arbeitslose fänden einen Job, der sie von Transferleistungen unabhängig machen könne.

Steinrücke geht davon aus, dass Arbeitgeber für einen Bruttolohn von zehn Euro 20 Euro die Stunde zahlen müssten, 20 Prozent aber über die Steuer zurück bekämen. Sie glaubt, dass es genug BremerInnen gibt, die bereit sind, so viel zahlen. Nicht nur für ihr Gewissen, sondern auch, weil sie eine zuverlässigere Leistung bekommen. Es gebe eine Frau in Bremen, die sich mit diesem Stundensatz selbstständig gemacht habe und ihre Kunden überzeugt habe. Urlaub kann sie sich allerdings ebenso wenig leisten wie Krankheit. Steinrücke: „Das wäre in einer Genossenschaft anders.“

Die Branche sei ein Markt, der „gigantisch“ wachse, so Steinrücke. „Das liegt daran, dass Frauen nach einem Jahr Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehren und alte Menschen zu Hause wohnen bleiben wollen, aber nicht mehr alles schaffen.“

Auf einer anderen Ebene gelöst werden müsse das Problem, dass viele schwarz arbeiten, weil sie wegen ihres Aufenthaltsstatus gar nicht arbeiten dürfen.  EIB

Dienstag, 16 Uhr, Arbeitnehmerkammer, Bürgerstraße 1