Spanien sorgt sich

Retten, was zu retten ist: Die spanisch-argentinische Erdölgesellschaft YPF hat viel Geld in Bolivien investiert

MADRID taz ■ Spaniens Regierung „zeigt sich sehr besorgt“. So eine Erklärung des Innenministeriums in Madrid, die nur wenige Stunden nach der Übernahme „der totalen Kontrolle“ des Erdöl- und Erdgassektors durch die Regierung von Evo Morales veröffentlicht wurde. Außenminister Miguel Ángel Moratinos hofft auf „einen echten Verhandlungsprozess zwischen Regierung und Unternehmen, der die Interessen der einen und der anderen respektiert“.

Die schnelle Reaktion Madrids kommt nicht von ungefähr. Denn die Sorge der Spanier hat einen Namen: Repsol YPF. Die Erdölgesellschaft ist einer der Eckpfeiler der spanischen Industrie. Ob Algerien, Argentinien, Venezuela oder Bolivien, Repsol, die sich vor ein paar Jahren mit der argentinischen YPF zusammentat, ist vor Ort. Keine andere Gesellschaft hat mehr Geld in Bolivien investiert. Eine Milliarde Euro flossen in das Land.

Das Unternehmen werde alles versuchen, um einen neuen, dem Verstaatlichungsdekret gerecht werdenden Vertrag auszuhandeln, hieß es nach einer Krisensitzung in der Konzernzentrale für Lateinamerika. Repsol YPF hatte erst vor wenigen Wochen den Bau einer Verflüssigungsanlage für Erdgas für 150 Millionen Dollar angekündigt. Ob dies auch weiterhin gilt, wollte niemand bestätigen.

Die ersten 100 Tage der Regierung Morales werden der Repsol-YPF-Führung alles andere als in guter Erinnerung bleiben. Die beiden Direktoren der bolivianischen Niederlassung, der Spanier Julio Gavito und der Argentinier Pedro Sánchez, wurden Ende März auf richterliche Anweisung eine Nacht lang festgehalten und verhört. Außerdem stürmte die Polizei den Firmensitz in Bolivien. Repsol YPF wird der illegalen Ausfuhr von Erdöl im Wert von neun Millionen Dollar beschuldigt. REINER WANDLER