LESERINNENBRIEFE
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Steinewerfer – kein Demonstrant

■ betr.: Niederlage für die Bundeswehr, taz vom 6. 5. 2010

Für sein Fazit, dass die „Demonstranten“ von 1980 ‚höchstens vom Frieden in der klassenlosen Gesellschaft träumten‘, also die tatsächliche Zivilgesellschaft eher mit Schlachtgetümmel überziehen wollten, gebührt der taz Dank. Dieses Fazit Ihrer Betrachtungen zu den Ausschreitungen vor dem Weserstadion anlässlich eines Feierlichen Gelöbnisses der Bundeswehr offenbart eine differenzierte Sicht der Dinge.

Nicht dazu passen will aber die Bezeichnung gewalttätiger, mit Helmen und Steinen bewaffneter (sic!) Gewalttäter als „Demonstranten“. Jene, die damals tatsächlich demonstriert hatten, waren friedlich. Es ist und bleibt das gute Recht eines/r jeden, gegen die Bundeswehr zu sein und dies öffentlich kundzutun. Wer aber Gewalt anwendet, ist schlicht und ergreifend Antidemokrat, wendet sich gegen die Demokratie. Es gibt keine gewalttätigen „Demonstranten“.

Vor einiger Zeit beteiligte ich mich an einer Diskussion in Bremen anlässlich einer Rahmenveranstaltung zur Ausstellung „Was damals Recht war“ über die Nazi-Justiz in der Wehrmacht; Gegenstand der Diskussion waren „Tradition und Traditionsverständnis der Bundeswehr“. Der Referent gab meines Erachtens sachlich falsche und irreführende Behauptungen zum Besten. Ich argumentierte dagegen und erfuhr zunächst spontane Abneigung anderer, offenbar politisch links orientierter DiskussionsteilnehmerInnen. Es entspann sich ein temperamentvoll geführter Disput.

An dessen Ende sagte eine junge – offenbar zu den linksorientierten DiskussionsteilnehmerInnen zählende – Frau zu mir, sie hätte gar nicht erwartet, dass sich ein „Bundi“ einer solchen Diskussion stelle und meinte sinngemäß, dass sie zumindest das (die Beteiligung an einer solchen Diskussion) positiv finde. Ich bin der jungen Frau dankbar. Ich finde, es zeichnet DemokratInnen aus, miteinander zu reden. SteinewerferInnen – egal auf welcher Seite – sind keine Demokraten.

Ich bleibe der Bundeswehr aus innerer Überzeugung treu. Ich bin Menschen dankbar, die mich dafür sachlich (sic!) kritisieren. Ich werde mich mit ihren Argumenten immer auseinandersetzen, weil sie Demokrat/innen sind – Ergebnis stets offen. SteinewerferInnen werde ich immer als Verfechter der Demokratie entgegen treten – weil mir die Demokratie und die damit einhergehenden verbalen (sic!) Auseinandersetzungen am Herzen liegen.

Roland Bösker, Major der Reserve