Papst setzt Bischof Mixa ab

MISSBRAUCH Papst Benedikt XVI. nimmt das Rücktrittsangebot des Augsburger Bischofs an. Zollitsch sieht jetzt die Chance für einen Neubeginn. Mixa lässt seinen Anwalt die Missbrauchsvorwürfe zurückweisen

AUGSBURG/ROM dpa | Schluss für Walter Mixa: Papst Benedikt XVI. hat den Rücktritt des umstrittenen Augsburger Bischofs angenommen. Das teilte der Vatikan am Samstag mit. Der 69-Jährige bleibt damit zwar formell geweihter Bischof auf Lebenszeit, hat aber keine Diözese mehr und ist auch nicht länger Militärbischof der Bundeswehr. Nach wochenlanger Kritik und Gewaltvorwürfen früherer Heimkinder hatte Mixa am 21. April Rom seinen Rücktritt angeboten. Am Freitag war zudem der Verdacht des sexuellen Missbrauchs bekannt geworden.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, begrüßte die zügige Entscheidung des Papstes. Zollitschs Vorgänger, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, erhob schwere Vorwürfe gegen Mixa. Es gebe leider immer wieder Menschen, die ihren Aufgaben in der Kirche nicht genügten. „Es bleibt eine erhebliche Verletzung des Vertrauens“, sagte Lehmann im ZDF.

Auch die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ zeigte sich von der Papstentscheidung erleichtert. „Um den durch das lange Taktieren von Bischof Mixa entstandenen Ansehens- und Glaubwürdigkeitsverlust der katholischen Kirche nicht noch zu vergrößern, bleibt es notwendig, alle Vorwürfe umfassend und möglichst schnell aufzuklären“, sagte ihr Sprecher Christian Weisner. Weihbischof Josef Grünwald wird das Augsburger Bistum vorläufig leiten.

Am Freitag war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch gegen Mixa eingeleitet hat. Nach Medienberichten soll es sich dabei um einen Missbrauchsfall aus Mixas Zeit als Eichstätter Bischof von 1996 bis 2005 handeln. Damit steht erstmals in Deutschland ein katholischer Bischof unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs. Der Papst soll von den neuen Vorwürfen gegen Mixa gewusst haben, bevor er seine erwartete Entscheidung traf.

Mixa ließ die Vorwürfe über einen Augsburger Anwalt als unzutreffend zurückweisen und erklärte sich zur Zusammenarbeit mit den Ermittlern bereit. Nach Informationen aus Kirchenkreisen soll er sich in der Schweiz aufhalten, um sich wegen eines angeblichen Alkoholproblems behandeln zu lassen. Der damalige Papst Johannes Paul II. hatte Mixa im August 2000 zum katholischen Militärbischof für die Bundeswehr ernannt; im Juli 2005 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Augsburg.

Benedikt verwies bei der Annahme des Rücktrittsgesuchs auf einen Paragrafen des kanonischen Rechts, der den Ruhestand eines Geistlichen wegen Krankheit oder „anderer schwerwiegender Gründe“ vorsieht. Ein Bischof kann seinen Rücktritt nur anbieten, der Papst muss dem Schritt zustimmen.

Das Kirchenoberhaupt hatte am 29. April mit Zollitsch im Vatikan über den Fall Mixa beraten. Diese Begegnung dürfte den Grundstein für die Annahme des Gesuchs gelegt haben. Damit handelte der Papst vergleichsweise rasch – in der Vertuschungsaffäre des irischen Missbrauchsskandals dauerte es teilweise Monate, bis der Papst Rücktrittsgesuche annahm.

Zollitsch sagte, die Entscheidung gebe allen Beteiligten die Chance zum Neubeginn. Die Vorgänge der jüngsten Zeit hätten das Bistum Augsburg und auch die katholische Kirche in Deutschland sehr belastet: „Der Verlust der Glaubwürdigkeit wiegt schwer.“ Er selbst müsse gestehen, von Gerüchten über Mixas Lebenswandel gehört zu haben, aber „die waren in Teilen so unbestimmt, dass ich mir selbst kein Bild machen konnte“.