„Männer töten Männer“

Ute Scheub liest aus „Heldendämmerung“

■ die Politologin ist Autorin und Mitbegründerin der taz. Sie ist in diversen Projekten der internationalen Friedensbewegung aktiv.  Foto: privat

taz: Frau Scheub, Sie schreiben, die Männer seien in „Statuspanik“ geraten. Ist die Frauenemanzipation so furchterregend?

Ute Scheub: Nein. Es geht mir nicht um alle Männer, sondern um bestimmte, die ihre Privilegien nicht abgeben wollen und gewalttätig werden, um ihr Selbstbild zu erhalten. Das funktioniert nur, weil es die traditionell männliche Institution Militär gibt.

Welche Folgen hat das?

Im Buch lege ich einen Schwerpunkt auf Deutschland und Afghanistan. Der männliche Kriegerheld ist ein Idol, das 1945 in Deutschland vom Sockel gestürzt wurde. In Afghanistan hingegen herrscht seit 30 Jahren Kriegszustand, die militarisierte Männlichkeit ist Normalität. Die öffentliche Gewalt führt zu privater Gewalt. Ihr fallen nicht nur Frauen und Kinder zum Opfer, auch viele Männer. Männer töten Männer. Das Patriarchat ist eine ziemlich ungesunde Angelegenheit. Bei dessen Überwindung haben sie viel zu gewinnen.

Ist die Militarisierung der Männlichkeit ein notwendiger Modernisierungsschritt?

Nein, es geht auch ohne. Moderne Staaten wie Costa Rica funktionieren ohne Militär.

Das Titelbild ziert ein Comic-Superman im Sturzflug. Brauchen Männer Superkräfte?

In Videospielen wie in Actionfilmen siegen vermeintlich coole Helden, indem sie andere Männer klein halten. Der Kriegsheld ist ein weltweites Idol von verunsicherten Männern. INTERVIEW: SILKE RITTER

20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45