Keine Macker am Mariannenplatz

Auf dem Mariannenplatz startet im Juli die Straßenfußball-WM. 24 junge Teams aus fünf Kontinenten treten gegeneinander und für Völkerverständigung an. Manche Anwohner befürchten aber Lärm

von TORSTEN GELLNER

Unwahrscheinlich, dass die USA bei der WM gegen Iran spielen. Frühestens im Halbfinale könnten die Außenseiter aufeinander treffen. Wahrscheinlich sind dagegen politisch interessante Konstellationen bei der Straßenfußball-WM, die vom 2. bis 8. Juli in Kreuzberg stattfindet. Schon jetzt steht etwa fest, dass junge Palästinenser und Israelis gemeinsam auf dem Platz stehen werden – in einem Team.

Das Team ist eines von weltweit über 80 sozialen Fußballprojekten, die den Sport als Mittel gegen Gewalt und für Völkerverständigung nutzen. „Wir sind ein globales Kompetenzteam für die soziale Dimension des Fußball“, erklärt Johannes Axster, Gründungsmitglied des Veranstalters streetfootballworld. Die jungen Leute sollen durch Fußball fürs Leben lernen. Soziale Kompetenz benötigen die Kicker auf jeden Fall: Bei dem Kreuzberger Turnier wird es keine Schiedsrichter geben.

24 Teams aus fünf Kontinenten haben Axster und seine Mitstreiter mit finanzieller Unterstützung durch die Bundesregierung nach Kreuzberg eingeladen. Spielstätte ist ein 100.000 Euro teures Bolzplatzstadion, das mitten auf dem Mariannenplatz stehen wird. Bis zu 2.200 Fans können sich dort nachmittags für einen Euro die Turnierspiele anschauen oder abends die letzten acht Finalspiele der Fifa-WM auf Leinwand für lau. Außerdem verspricht Axster den Besuchern kulinarische Genüsse „aus den Stadien aller Welt.“

An die entsprechenden Gerüche dieser Genüsse denken die Menschen um den Mariannenplatz schon jetzt. Am Mittwochabend wurde ihnen der Event erstmals öffentlich vorgestellt und damit auch die Möglichkeit zu Fragen und Beschwerden eingeräumt. Eine Frau befürchtete die Vernebelung des Areals durch Grillstände. Neben den üblichen Sorgen um die verdiente Nachtruhe kam auch eine für die Fußball-WM insgesamt relevante Frage auf: „Ich frage mich, was auf uns Frauen da an Mackertum zukommt“, so eine Anwohnerin, der eine „männliche Dominanz des öffentlichen Raums“ im Zuge des Jugendturniers schwante. Sigrid Klebba, Stadträtin für Jugend, Arbeit und Sport, versuchte zu beschwichtigen. „Die Hälfte der Teams ist gemischt“, sagte sie. „Mädchen würden da bestimmt nicht mitspielen, wenn sie sich nicht gewürdigt fühlten.“

Die Kritik der Anwohner war recht moderat, wohl weil allen der soziale Charakter des Turniers irgendwie sympathisch ist. Einzig die Besetzer des ehemaligen Wohnprojekts Yorckstraße 59 hätte den Veranstaltern fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Als wir vor über einem Jahr mit der Planung angefangen haben, war klar, dass wir die Kids hier im Bethanien unterbringen“, erklärt Axster. Der Südflügel stand damals noch leer. Doch dann nisteten sich die Yorckies dort ein. Letztlich wurde aber eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung gefunden. Die über 200 Gäste aus aller Welt werden um die Ecke in der ehemaligen Grundschule in der Adalbertstraße kampieren.