Rundgang mit Haibao

STADTTOUR Bis Ende Oktober läuft die Expo in Schanghai. Unsere Korrespondentin vor Ort gibt einschlägige Tipps

Als virtueller Stadtführer wirkt das unselige Expo-Maskottchen

VON JUTTA LIETSCH

Rund 100 Pavillons und Ausstellungshallen, 240 Länder, Städte und Organisationen, und das alles auf einer Fläche von über 5,2 Quadratkilometern – größer als Monaco. Wer sich auf der „größten Weltausstellung aller Zeiten“ und in Schanghai zurechtfinden will, kann Hilfen gebrauchen. Eine offizielle Expo-Webseite ist auf Englisch unter en.expo.cn/#&c=home zu finden.

Als virtueller Führer wirkt das unselige Expo-Maskottchen „Haibao“, dessen Name so viel wie „Schatz des Meeres“ bedeutet und zu Schanghai („Stadt über dem Meer“) passen soll. Die gewollte Fröhlichkeit seiner Internetstimme ist schwer zu ertragen. Chinesische Spötter sagen über das hellblaue Männchen, es wirke wie eine Mischung aus Schlumpf und Kondom.

Unter Chinesen ist die Webseite 2010.qq.com/a/20100204/000056_4.htm derzeit der Renner. Medien nennen sie die „großartigsten inoffiziellen Empfehlungen zum Besuch der Expo“. Ein anonymer Mitarbeiter der Expo-Verwaltung hat sie für seine Freunde ins Internet gestellt. Darin finden sich Tipps für berufstätige Schanghaier, die nach Feierabend noch schnell eine Runde um Chinas Nationalpavillon drehen oder sich bei Amerikanern, Iranern oder Nordkoreanern über deren Vorstellungen von „Bessere Stadt, besseres Leben“ informieren wollen. Ab 17 Uhr sind die Tagestickets an den Eingängen billiger zu haben: Statt 160 Yuan (rund 17,60 Euro) bezahlt man nur noch 90 Yuan (rund 9,90 Euro). Dafür kann man bis Mitternacht auf dem Expo-Gelände bleiben und einige der vielen Musik- und Filmveranstaltungen oder Vorträge genießen. Wer müde ist, dem empfiehlt der Verfasser, sich im Macao-Pavillon auf den Boden zu legen und den Film anzuschauen, der an die Decke projiziert wird. Der kleine Haken an diesen „großartigsten Empfehlungen“: Sie sind nur auf Chinesisch verfasst.

Über 20 Millionen Eintrittskarten seien bereits verkauft, berichten Chinas Zeitungen. Informationen darüber, wo und wann Ein- oder Mehrfachtickets zu bestellen sind,finden sich unter en.expo2010.cn/expotickets/index.htm.

Besucher der Weltausstellung sollten wenigstens zwei, drei Tage für andere Programme einplanen: Sehenswert ist der traditionelle Yu-Garten. Auf urbanes Flair aus Schanghais Vergangenheit trifft man bei einem Spaziergang durch das ehemalige Französische Viertel. Lohnenswert ist auch ein Besuch im Schanghaier „Tianzifang“-Bezirk mit seinen schmalen Gassen, in dem die traditionellen Shikumen-Häuser aus grauem Backstein nicht der Abrissbirne zum Opfer fielen, sondern mit Boutiquen und Kneipen neu belebt wurden. Etwas teurer und eleganter ist das Viertel „Xintiandi“ mit seinen Edelrestaurants. Von hier aus ist das Museum der Kommunistischen Partei nur ein Katzensprung. Der Legende nach gründeten Chinas Revolutionäre hier am 1. Juli 1921 ihre Partei.

Ein Spaziergang an der neu renovierten Uferpromenade „Bund“ am Huangpu-Fluss empfiehlt sich am frühen Morgen. Eine angenehme Brise weht, und die Schanghaier machen ihre Morgengymnastik.

Viele Hotels haben ihre Preise für die Zeit der Weltausstellung kräftig erhöht. Wer wenig Geld hat, sich spontan für eine Reise nach Schanghai entscheidet und seine Unterkunft nicht schon zu Hause gebucht hat, kann über das Internet fündig werden: Zu den preiswerteren, sehr gepflegten Hotelketten zählt die „Hanting“-Gruppe mit Übernachtungspreisen von unter 30 Euro – Internet inklusive – im Stadtteil Pudong.

Schanghai-Gäste mit dicker Brieftasche sollten das „Park Hyatt“ nicht verpassen, das höchste Hotel Asiens im Finanzzentrum von Pudong. Ein Zimmer zwischen dem 79. und 93. Stock kostet ab rund 300 Euro die Nacht. Von der Hotelbar hat man einen wunderbaren Blick auf den Fernsehturm – und es gibt die beste heiße Schokolade südlich des Gelben Flusses.