„Die Schule ist kein Hort der Kriminalität“

ASYL Der Bezirk bedaure den Vorfall, sagt Stadtrat Hans Panhoff, warnt aber vor Dramatisierung

■ 56, ist als Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg auch verantwortlich für Immobilien.

taz: Herr Panhoff, ein Flüchtling aus der besetzten Schule in der Ohlauer Straße wurde schwer verletzt, offenbar von Mitbewohnern. Wie reagiert Ihr Bezirksamt darauf?

Hans Panhoff: Dass so was passiert, ist natürlich bedauerlich. Man muss aber auch sagen: Messerstechereien passieren in dieser Stadt jeden Tag, an allen möglichen Orten. Angesichts der schwierigen Bedingungen für die Flüchtlinge – dass sie nicht arbeiten dürfen, teilweise traumatisiert sind – staunt man fast, dass es doch relativ ruhig ist.

Die Flüchtlinge berichten, es komme immer wieder zu Gewalt in der Schule.

Einen so schweren Vorfall gab es erst einmal. Man muss Augenmaß behalten, bevor man einen Hort der Kriminalität ausruft.

Ihr Bezirk duldet die Besetzung. Haben Sie dann nicht die Pflicht, auch für die Sicherheit der Bewohner zu sorgen?

Sie sagen es selbst: Es ist immer noch ein besetztes Haus. Wir haben das nicht vermietet und betreiben da auch kein Flüchtlingsheim. Aber ich denke schon, dass wir nach diesem Vorfall schauen müssen, ob die Strukturen dort so bleiben können.

Was heißt das?

Letztlich müssen sich die Bewohner selbst so organisieren, dass sie miteinander leben können.

Sie waren persönlich wiederholt zu Verhandlungen im Haus. Wie ist der Stand?

Derzeit gestaltet sich die Kommunikation schwierig. Wir müssen sicherstellen, dass das, was wir besprechen, auch zu allen durchdringt. Bisher sprechen wir aber noch über ganz pragmatische Dinge wie Reparaturen.

Was ist Ihr Ziel?

Wir wollen uns bis Jahresende darauf verständigen, was aus dem Haus wird. Dann gehe ich davon aus, dass nach dem Winter die Umsetzung beginnt.

Derzeit klagen die Bewohner, sie würden alleingelassen: Duschen und Lebensmittel fehlten.

Ich habe immer gesagt, und dabei bleibt es auch: Wir richten da kein Wohnheim ein.

Wie wollen Sie über die Kälteperiode kommen?

Wir sorgen für das Notwendigste, für Heizung und Technik. Wir werden für den Winter noch mal die Fenster verglasen, Putzmittel sind auf dem Weg. Aber die Bewohner müssen sich eben auch kümmern. Da fehlt bisher einiges an Verantworrtung und Verlässlichkeit. INTERVIEW: K. LITSCHKO