„Ich bin sehr idealistisch“

Die heutige Jugend sei – anders als oft behauptet – keine unpolitische Null-Bock-Generation, sagt Ory Laserstein, einer der Organisatoren der Jugendmedientage. Dass dies nicht auffalle, liege an den vielen Problemen, die es heute gebe

taz: Ory Laserstein, warum gehörst du nicht zur Null-Bock-Generation?

Ory Laserstein: Weil es mir Spaß macht, zwölf Stunden am Tag unentgeltlich für die Jugendmedientage zu arbeiten. Ich brauche nur in die Augen der Teilnehmer zu gucken, um zu sehen, dass sie sich total freuen, viel mitnehmen und etwas lernen können. Das macht mich stolz und ist der höchste Lohn, den ich kriegen kann.

Was kannst du bewegen?

Ich kann mindestens 600 Leute bewegen, sich weiter zu engagieren. Diese Leute wiederum sind Multiplikatoren, tragen ihre Motivation weiter und das verändert dann schon einiges. Ich bin stolz darauf, den Teilnehmern so eine Plattform bieten zu können.

Woher kommt deine Motivation?

Ich brenne dafür. Wenn ich alles nur nüchtern und pragmatisch angehen würde, würde ich damit auch nicht weiterkommen. Ich glaube, man kann viel erreichen. Ich bin sehr idealistisch.

Das Motto der Jugendmedientage lautete: „Jugend und Politik – (k)ein Auslaufmodell?“

Es ist definitiv kein Auslaufmodell. Die Leute engagieren sich hier, jeder Dritte hat ein Mikrofon in der Hand, interviewt, macht Fotos. Dass politisches Interesse besteht, hat man auch während der Pressegespräche bei den Medientagen gesehen.

Wie politisch muss man sein, um sich zu engagieren?

Also, ich bin in keiner Partei. Die Jugendpresse ist zwar politisch, aber eben nicht parteipolitisch – ein wichtiger Unterschied.

Es gibt Menschen, die sich nur engagieren, um sich zu profilieren.

Das ärgert mich sehr. Sicherlich weiß ich auch, dass es mir nützt, wenn so etwas in meinen Zeugnissen steht. Aber ich gehe damit nicht hausieren.

Inwiefern bringt soziales Engagement Nachteile?

Da ich mich sehr viel engagiere, ist mein Abi zu schlecht, um Kommunikationswissenschaften studieren zu können. Während der der sechsmonatigen Organisationszeit musste ich auf vieles verzichten, habe meine Freunde kaum gesehen. Aber wenn ich eine Sache mache, dann ziehe ich die auch richtig durch. Während meines Freiwilligen Sozialen Jahres habe ich so viel gelernt, wie in zwei, drei Jahren Schule nicht. Ich habe gelernt, Verantwortung zu tragen, ein 100-köpfiges Team aufgebaut, musste Entscheidungen treffen.

Was würdest du dem sagen, der dich wegen deiner Arbeit auslacht?

Ich würde zurücklachen. Die haben dann einfach keine Ahnung, was dahintersteckt.

Deine Vision für die Zukunft?

In die Arbeit muss mehr Idealismus rein. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren, auch im kleinen Bereich. Es gibt tausende kleine Sachen in jeder Gemeinde, die gar nicht bekannt sind, weil sie keine Lobby haben. Das ist das Problem: Wenn es keine Lobby gibt, wird immer gleich gesagt, das ist eine Null-Bock-Generation. Es sieht zwar keiner, aber wir haben Bock.

INTERVIEW:
JESSICA SCHOBER, TOBIAS GOLTZ