Anschlag auf Irans Botschaft

LIBANON Eine al-Qaida nahestehende Gruppe bekennt sich zu dem Selbstmordattentat in Beirut mit über 20 Toten. Sie fordert den Rückzug der schiitischen Hisbollah aus Syrien

Iran macht Israel und Syrien die Golfstaaten für die Tat verantwortlich

BEIRUT afp | Bei einem Bombenanschlag vor der iranischen Botschaft in Beirut sind am Dienstag mehr als 20 Menschen getötet worden. Vor dem Botschaftsgebäude im Süden der libanesischen Hauptstadt gingen zwei Sprengsätze hoch, durch die nach Angaben der Behörden mindestens 23 Menschen starben und fast 150 weitere verletzt wurden.

Zu dem Anschlag bekannte sich eine sunnitische Islamistengruppe, die den Rückzug der Hisbollah-Schiitenmiliz aus Syrien forderte. Die Tat sei von zwei libanesischen Selbstmordattentätern verübt worden, erklärte ein Sprecher der Abdallah-Assam-Brigaden im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Angriffe würden fortgesetzt, bis sich die Hisbollah aus Syrien zurückziehe. Hisbollah und der Iran unterstützen im Bürgerkrieg das Regime von Präsident Baschar al-Assad gegen die Aufständischen. Die Abdallah-Assam-Brigaden werden dem Al-Qaida-Netzwerk zugerechnet.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen explodierten vor der iranischen Botschaft im Stadtviertel Bir Hassan im Abstand von drei Minuten ein Motorrad und ein Auto. „Wahrscheinlich“ sei die iranische Botschaft das Ziel des Anschlags gewesen, sagte ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden. Die libanesische Armee sprach von einem Selbstmordanschlag.

Durch die Wucht der Detonation wurden der Wachposten vor der Botschaft und mehrere Häuser in der Umgebung beschädigt. Auf der Straße lagen Trümmer, Glasscherben und ausgebrannte Autos. Das Viertel ist eine Hochburg der Hisbollah-Bewegung, die über eine hochgerüstete Miliz verfügt.

Iranischen Medienberichten zufolge war auch ein iranischer Wachmann unter den Toten. Zunächst hieß es auch in Teheran, der iranische Kulturattaché sei getötet worden. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Teheran wies dies später jedoch zurück. Der Diplomat Ibrahim Ansari sei zwar schwer verletzt, aber noch am Leben, sagte sie im Staatsfernsehen. Botschafter Ghasanfar Rokn Abadi bestätigte ihre Angaben.

Der Iran machte Israel für den Anschlag verantwortlich. Ein Vertrauter von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wies die Anschuldigungen umgehend zurück. Syrien verurteilte den Anschlag. Ohne Länder wie Saudi-Arabien und Katar namentlich zu erwähnen, machte das syrische Staatsfernsehen die Golfstaaten, die im syrischen Bürgerkrieg die Rebellen unterstützen, für den Anschlag verantwortlich. Allen Anschlägen, die in Syrien, im Libanon und im Irak verübt würden, hafte der „Geruch der Petrodollar“ an.

Der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien spaltet auch den Libanon. Ein Teil der Bevölkerung unterstützt wie die Hisbollah die syrische Führung, andere Libanesen stehen hingegen hinter den Rebellen.