WIR MÖCHTEN IHRE AUFMERKSAMKEIT AUF DIESE KOLUMNE LENKEN, IN DER SIE DIVERSE AUSFÜHRUNGEN GERNE ERWARTEN
: Mindclash mit Franz

JOSEF WINKLER

Haben sie dem Franz Beckenbauer eigentlich das Hirn rausgenommen, oder ist das ein natürlicher Prozess? Ach, das haben Sie sich auch gerade gefragt? Mindclash! Sagt man jetzt offenbar, wenn zweien im gleichen Moment das Gleiche einfällt. Mindclash! Sie kennen das Phänomen bestimmt, früher hieß das „Zwei Doofe, ein Gedanke“. Aber jetzt Mindclash. Na dann, Mindclash. Kommt auch smarter. Von mir aus gern Mindclash. Gern. Gerne. „Gerne wünsche ich Ihnen noch einen äußerst schönen Tag!“

Schlimm, gell? Die Dame von der Telekomkundenhotline letztens sagte nach unserem Telefonat, dass sie hofft, ich war „äußerst zufrieden“ mit ihrer Beratung und wünschte mir dann noch „einen äußerst schönen Tag“. Was ist da los? Ist das nach der flächendeckenden Einführung von „gerne“ jetzt der neueste Shit in Sachen merkantiler Bekräftigungsrhetorik? „Äußerst gerne erwarten wir Sie in unserem Bordbistro.“

Ich finde es bemerkenswert, wie komisch die scheinbar normalsten Wörter aussehen, wenn man sie länger anstarrt. Gern. Gerne. Außerdem kannte ich mal einen, der hieß Gerne mit Vornamen. Also, der hieß nicht einfach gerne irgendwie mit Vornamen, das tun ja die meisten, sondern der hieß Gerne. Klar: Ich kann mir vorstellen, dass er auch gerne Gerne hieß – und hoffe, dass er seit der Inflationierung, die dieses sympathische, wenngleich bei näherer Betrachtung komisch aussehende Wort auf dem Dienstleistungsvorspiegelungssektor erfahren hat, immer noch gerne Gerne heißt –, weil das ja wirklich ein netter Name ist. So positiv. Aber stellen Sie sich vor, Sie möchten jetzt auch gerne so heißen, was da auf dem Ordnungsamt los wäre, wenn der Mitarbeiter dort seine Serviceschulung schon absolviert hat. „Ich würde gerne meinen Vornamen ändern.“ – „Gerne. Wie möchten Sie denn künftig heißen?“ – „Gerne.“ – „Gerne.“ – „Ja, Gerne.“ – „Gerne.“ – „Ja, das sagte ich doch. Gerne.“ – „Gerne.“ – „Ja, wie, soll ich’s Ihnen buchstabieren?“ – „Gerne.“ – „Ach, lecken Sie mich doch am Arsch.“ – „Gerne.“ Und so weiter.

Dienstag Jacinta Nandi Die gute Ausländerin Mittwoch Matthias Lohre Konservativ Donnerstag Margarete Stokowski Luft und Liebe Freitag Jürn Kruse Fernsehen Montag Anja Maier Zumutung

Apropos äußerster Mindclash. Es war ja ein hohes Vergnügen – man muss direkt nachdenken, wann es so ein Vergnügen zuletzt gab in politischer Hinsicht in Bayern, vielleicht gar noch nie –, wie die übersättigten, bornierten Bayern vor zwei Wochen die Olympischen Winterspiele 2022 verschleudert haben. Hernach gab’s ein zerknirschtes Statement von Franz Beckenbauer, der von Reue sprach. Wie bitte? Haha, nein, wo denken Sie hin! Er meinte halt, die Neinsager würden ihre Entscheidung „irgendwann bereuen“. Ähnlich äußerte sich die Skiläuferin Maria Höfl-Riesch: „Einige Wähler werden ihre Entscheidung noch bereuen!“ Und wenn das schon passiv-aggressiv genug klang, wurde ihr Ehemann, der Sportmanager (und alle so: iiih!) Markus Höfl noch sinistrer: „Bleibt zu hoffen, dass es den Gegnern im Jahr 2022 und danach so gut geht, wie sie glauben.“ Also, wenn Don Corleone so was sagen würde, wüsste man genauer, wie’s gemeint ist. Wenn aber Beckenbauer so was sagt, dann ist es immer noch nur seine zweitidiotischste Demenziade in 24 Stunden. Wer ko, der ko.