Elf Kilowatt Sonnenkraft gegen Vattenfall

BRAUNKOHLE Die Grüne Liga bietet Beteiligungen an einer Solaranlage in dem Dorf Kerkwitz an, das einem neuen Braunkohle-Tagebau weichen soll

■ 35, ist Leiter des Arbeitskreises Braunkohle der Grünen Liga. Mehr: www.lausitzer-braunkohle.de

www.solar-lausitz.de

taz: Herr Schuster, das Dorf Kerwitz im Süden Brandenburgs soll von Vattenfall zur Braunkohleförderung abgebaggert werden. Jetzt plant die Grüne Liga dort mit Partnern eine Solaranlage. Warum?

René Schuster: Wir wollen zeigen, dass Kerkwitz ein zukunftsfähiges Dorf ist. Außerdem wollen wir eine Möglichkeit schaffen, dass sich Menschen bundesweit gegen die Abbaggerung von Lausitzer Dörfern engagieren.

Wie soll das funktionieren?

Geplant ist eine Anlage mit einer Leistung von elf Kilowatt in der Spitze, für die wir Anteilsscheine à 250 Euro anbieten. Die Anlage wird rund 33.000 Euro kosten, so dass wir etwa 130 Scheine anbieten können. Zeichner der Anteilsscheine werden Mitglieder der Solargenossenschaft Lausitz, die bereits sechs Solaranlagen betreibt. Die siebte soll auf das Feuerwehrdach in Kerkwitz. Der Gemeinderat hat beschlossen, alle öffentlichen Dächer zur Verfügung zu stellen.

Kerkwitz soll aber abgebaggert werden. Warum sollte jemand hier investieren?

Weil wir uns sicher sind, dass wir die Pläne von Vattenfall noch stoppen können!

Vor einem Jahr scheiterte das Volksbegehren „Keine neuen Tagebaue“ in Brandenburg. Auch damals waren Sie davon überzeugt, Vattenfall stoppen zu können. Wie wollen Sie dass nun ausgerechnet mit einer kleinen Solaranlage schaffen?

Die Solaranlage ist doch nur ein kleiner Baustein unsere Überzeugungsarbeit. Die wachsenden Probleme mit der Erderwärmung lassen es schlichtweg nicht mehr zu, auch nach 2020 in Deutschland noch neue Braunkohle-Tagebaue aufzuschließen. Pro Kilowattstunde Strom entsteht bei der Braunkohleverstromung dreimal mehr Treibhausgas als etwa pro Kilowattstunde aus einem Gaskraftwerk.

Etwa 2015 wird Brandenburg den nächsten Braunkohleplan aufstellen, 2020 soll Kerkwitz den Baggern weichen. Mal angenommen, Sie zwingen Vattenfall doch nicht in die Knie. Was wird dann aus der Solaranlage und dem Geld der Anleger?

Bislang gibt es keine Baubeschränkung in Kerkwitz. Sollten wir die Umsiedlung nicht verhindern können, muss Vattenfall selbstverständlich eine Entschädigung zahlen. Die Anleger jedenfalls müssen keinen Verlust befürchten. INTERVIEW: NICK REIMER