DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Insel im ostchinesischen Meer

Was für ein Einschnitt im Leben eines Schafes: Konnte es bisher friedlich an Grashalmen zupfen, während allenfalls das Meeresrauschen oder ein vorbeiziehender Taifun die Idylle störte, donnert jetzt alle paar Stunden ein Flugzeug über das abgelegene Eiland.

Schuld haben die Chinesen. Der Grund: Sie haben vergangenes Wochenende ihre Flugsicherheitszone ausgedehnt. Sie umfasst nun auch die gerade einmal vier Quadratkilometer große Insel mit den über mehrere Kilometer verteilten Felsbrocken. Manchmal vorbeischauende japanische Fischer bezeichnen das Eiland als Senkaku. Ein chinesischer Aktivist aus Hongkong, der vor einem Jahr mit einer roten Fahne auf der Insel auftauchte, spricht von Diaoyu, so nennen Chinesen die Inselgruppe.

Zunächst waren es einige Boeings der Japan Airlines und der Flugzeuggesellschaft All Nippon Airways, die über die Inseln flogen. Am Montag folgten dröhnende US-amerikanische B-52-Bomber. Mitte der Woche waren es japanische P-3C-Flieger, die südkoreanischen Jagdmaschinen waren nicht identifizierbar. Am Freitag folgten SU-30 aus der Volksrepublik, Mehrzweckkampfflugzeuge der Firma Suchoi, also russischer Fabrikation. Die Chinesen sind mit der Entwicklung ihrer Flugzeuge noch nicht so weit. Eigene Kampfjets wollen sie erst im nächsten Jahr auf den Markt bringen.

Einen Zusammenstoß hat es über den Inseln noch nicht gegeben. Dann wäre aber auch der Teufel los. Denn mehr als das grasende Schaf, ein paar Kormorane und ab und zu den einen oder anderen Besucher, der auch mal seine japanische oder chinesische Fahne in den Boden stecken darf, vertragen die Inseln nicht. Dafür sind sie zu klein. FELIX LEE