Bizarre Tötung in Sachsen

KRIMINALITÄT Ein Unternehmensberater lässt sich von einem Polizeibeamten erstechen und zerstückeln

DRESDEN taz | Todessehnsüchte und Nekrophilie stecken offenbar hinter einem bizarren Mordfall im sächsischen Osterzgebirge. Ein 55-jähriger Kriminalkommissar des sächsischen Landeskriminalamts wird dringend verdächtigt, einen 59-jährigen Mann aus Hannover auf dessen Wunsch hin getötet und zerstückelt zu haben. Beide hatten sich über die Internetseite „Zambian Meat“ kennengelernt. Der Beschuldigte hat die Tat teilweise gestanden.

Der Chef einer dreiköpfigen Unternehmensberatung aus Hannover trug offenbar seit seiner Jugend Todesfantasien mit sich herum. Das hätten erste Zeugenbefragungen ergeben, teilte der Dresdner Polizeipräsident Dieter Kroll mit. Sein Wunsch sei es gewesen, sich töten und danach vom Mörder verzehren zu lassen. Dem kamen die Interessen des mutmaßlichen Täters offenbar entgegen. Für den 4. November verabredeten beide über das Internet ein Treffen im Glimmlitztal nahe Frauenstein. Hier betreibt der Polizeibeamte eine kleine Pension. Nach der bisherigen Auswertung der Kommunikationsmittel reiste der Unternehmensberater in der Absicht an, sich töten zu lassen.

Mit einem Messerstich am Hals führte der Polizeibeamte die Tat bald nach Eintreffen des Besuchers auch aus, schildert Kriminaloberrat Maik Mainda von der SoKo „Pension“ die Ereignisse. Vier bis fünf Stunden habe anschließend die akribische Zerstückelung der Leiche und das Vergraben auf der angrenzenden Wiese gedauert.

Unklar ist, ob der mutmaßliche Täter dabei auch sexuelle Lust empfunden hat. Der leitende Oberstaatsanwalt Erich Wenzlick sieht darin Anhaltspunkte für ein mögliches Motiv. Das Geschehen sei deshalb als Mord und nicht als die minder bestrafte Tötung auf Verlangen anzusehen. Der Beschuldigte bestreitet ein solches Motiv. Auf die Spuren des Verbrechens kamen Polizei und Staatsanwaltschaft in Niedersachsen durch eine Vermisstenanzeige von Geschäftsfreunden des Opfers. Am 27. November wurde der Tatverdächtige an seinem Arbeitsplatz im Landeskriminalamt festgenommen, wo er als Schriftsachverständiger tätig ist.

Polizeipräsident Kroll erklärte, 99 Prozent solcher Menschen befriedigten ihre perversen Neigungen allein durch den verbalen Austausch im Internet. Im vorliegenden Fall aber seien alle Grenzen überschritten worden.

MICHAEL BARTSCH